01. Bundeskanzler Helmut Kohl in Dresden und die Öffnung des Brandenburger Tores
Dresden: Flugzeug rollt aus. Kohl und Seiters kommen Flugzeugtreppe hinunter. Modrow begrüßt. Leute winken. Deutsche Fahnen. Wagenkolonne fährt durch jubelnde Menschen. Stadtbild Dresden. Historische Bauten. Gespräche von Politikern mit Vertretern der Oppositionsgruppen: u.a. Schnur, Blüm, Kohl, Seiters, Wilms.
Pressekonferenz: Helmut Kohl O-Ton neben Modrow Modrow O-Ton. Vor der Ruine der Frauenkirche spricht Helmut Kohl O-Ton zu jubelnden Menschen. Neben ihm Klein, Wilms, Seiters, Blüm.
Das Brandenburger Tor. Maueröffnung wird gebrochen. Helmut Kohl und Hans Modrow gehen durch das Brandenburger Tor. Menschenmenge. Menschen klettern auf die Mauer.
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02. Bundeskanzler Helmut Kohl in Ungarn
Budapest. Donaubrücken. Helmut Kohl und Hannelore Kohl gehen Flugzeugtreppe hinunter. Begrüßung. Ehrenformation. Kohl und Ministerpräsident Nehmeth schreiten Front ab. Händedruck Kohl - Nehmeth. Kohl legt Kranz am Grabmal des Unbekannten Soldaten nieder.
Treffen mit Staatspräsident Matyas Szürös. Kohl spricht vor den Abgeordneten des ungarischen Parlaments O-Ton.
Helmut Kohl O-Ton auf Pressekonferenz.
(93 m)
03. Poesie in Glas
Glashütte der Familie Eisch im Bayerischen Wald. Glasblasen. Kunstwerke entstehen. Erwin Eisch zeichnet und formt Entwürfe. (Bavaria)
(57 m)
04. Oberstdorf: Vierschanzentournee
Oberstdorf am Fuß des Nebelhorns. Die Schattenbergschanze. Sportler bereiten ihre Skier vor. Skispringer am Start bei Ansprung ZL. Blick von oben auf Menschenmenge. Bockwurststand. Dieter Thoma springt. Die Herren der Jury überprüfen Haltung und Sicherheit bei der Landung. Dieter Thoma als Gesamtsieger der Tournee.
(72 m)
01. Bundeskanzler Helmut Kohl in Dresden und die Öffnung des Brandenburger Tores
Der Flughafen von Dresden. Bundeskanzler Helmut Kohl traf hier zum ersten deutsch-deutschen Gipfel nach den revolutlonären Ereignissen In der DDR ein. Der Ministerpräsident der DDR, Hans Modrow, begrüßte den Bundeskanzler, aber auch Tausende Dresdner Bürger waren gekommen, um ihm einen stürmischen Empfang zu bereiten. Die Menschen in der DDR erhoffen sich von der Bundesrepublik Unterstützung bei der wirtschaftlichen Gesundung und der Demokratisierung ihres Landes.
Dresden, wegen seiner historischen Bauten einst "Elbflorenz" genannt, wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und mahnt daher zur besonderen Verantwortung der Deutschen für den Frieden. Die Sympathie, die Helmut Kohl entgegenschlug, ist Ausdruck des Zusammengehörigkeltsgefühls der Deutschen. Die Annäherung zwischen beiden Staaten bildete auch den Mittelpunkt der Gespräche von Kohl und Modrow.
Ebenso wichtig für den Bundeskanzler: eine Unterredung mit Vertretern der politischen Oppositionsgruppen, von denen die friedliche Revolution In der DDR wichtige Anstöße erhielt und die sich nun auf die ersten freien Wahlen in der DDR vorbereiten.
Beide deutsche Staaten wollen eine Vertragsgemeinschaft anstreben. Dazu Kohi und Modrow vor der Weltpresse:
Kohl: "Es geht hier - mitten in Europa, mitten in Deutschland - um die Interessen vieler Beteiligter, man kann sagen, um die Interessen aller Nachbarn. Wir, die Bundesregierung und auch ich selbst, sind bereit, die Reformprozesse in der DDR nachdrücklich zu unterstützen, wo wir gemeinsam unseren Beitrag zum Frieden in Europa und der Welt leisten können."
Modrow: "Aber worum es heute geht, und hier kommen wir dann wieder überein, ist die Tatsache, daß wir uns dem europäischen Frieden verantwortlich zu stellen haben, und daß eine Vertragsgemeinschaft einen Ausgangspunkt dafür setzt, den alle Nachbarn voll Vertrauen sehen werden. Und ich meine, das ist es, was wir zur Stunde brauchen."
Vor allem Vernunft und Augenmaß, so der Bundeskanzler, seien jetzt nötig. Vor der Ruine der Frauenkirche, die ein Mahnmal für den Frieden ist, betonte Helmut Kohl die Bereitschaft der Bundesrepublik zu helfen. Entschelden aber müßten die Menschen in der DDR über ihre Zukunft selbst.
Kohl: "Liebe Freunde, Selbstbestimmung heißt für uns auch in der Bundesrepublik auch, daß wir Ihre Melnung respektieren. Wir wollen und wir werden niemanden bevormunden, wir respektieren das, was Sie entscheiden für die Zukunft des Landes. Es ist ein schwieriger Weg, aber es ist ein guter Weg, es geht um unsere gemeinsame Zukunft. Unser Haus muß unter einem europäischen Dach gebaut werden, das muß das Ziel sein."
Der in Dresden gefaßte Beschluß, die Berliner Mauer nun auch am Brandenburger Tor zu öffnen, wurde am 22. Dezember 1989 verwirklicht. Zehntausende Berliner aus beiden Teilen der Stadt wollten diesen Augenblick erleben."Irgendwann fällt Jede Mauer", hatte ein unbekannter Optimist ausgerechnet auf jenes Mauerstück geschrieben, das jetzt unter allgemeinem Jubel aufgebrochen wurde.
Das Brandenburger Tor ist wie kein anderes Bauwerk mit der Geschichte der Deutschen verknüpft. Hierhin blickte die Welt, als die DDR-Führung am 13. August 1961 die Mauer errichten ließ, die Deutsche von Deutschen 28 Jahre lang trennte.
Fast drei Jahrzehnte das Symbol für die Tellung Deutschtands und Europas, wird das Brandenburger Tor an diesem Tag zum Tor der Hoffnung auf eine neue Ära des Zusammenlebens der Menschen in Ost und West.
Helmut Kohl und Hans Modrow waren die ersten, die durch das fast zweihundert Jahre alte Tor schritten. Dann gab es auch für die Menge kein Halten mehr.
Hier, wo einst die Prachtstraße des alten Berlin verlief, kann nun das Leben wieder in beiden Richtungen pulsieren.
In ihrer Begelsterung stürmten die Menschen die Mauer und feierten vor dem Brandenburger Tor ein Freudenfest. Die Öffnung des Brandenburger Tores - das bedeutet für die Berliner die Öffnung des Herzens der geteilten Stadt. Ein Tag, der hoffen läßt.
02. Bundeskanzler Kohl in Ungarn
Budapest - die malerische Hauptstadt Ungarns an der Donau, dem größten und längsten Strom, der West- und Osteuropa miteinander verbindet. Ziei einer wichtigen Auslandsreise von Bundeskanzler Helmut Kohl.
Ungarn ist bei den Reformen in Osteuropa bisher am weltesten vorangeschritten. Das Land hat frühzeitig mutige Schritte in Richtung auf Rechtsstaat, demokratischen Pluralismus und Marktwirtschaft getan. Ministerpräsident Nehmeth und seine Regierung kommen um unpopuläre Maßnahmen nicht herum, wenn das hochverschuldete Land aus der Krise geführt werden soll. Die Bundesrepublik Deutschland hat einen besonderen Grund, Ungarn in dieser schwierigen Lage beizustehen. Denn der mutige Entschluß der ungarischen Regierung, im September 1989, ihre Grenzen nach Österreich zu öffnen, hatte Zehntausenden von Deutschen aus der DDR den Weg in die Freiheit ermöglicht.
Helmut Kohl sicherte Ministerpräsident Nehmeth zu, sich in der Europäischen Gemeinschaft und im Internationalen Währungsfond weiter für Ungarn einzusetzen.
Am Grabmal des Unbekannten Soldaten legte der Bundeskanzler einen Kranz nieder. Nie zuvor, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, waren die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander in Europa günstiger als Jetzt. Daran hat auch Ungarn seinen Anteil.
Bei seinem Zusammentreffen mit dem amtierenden Staatspräsidenten Matyas Szürös dankte Helmut Kohl dafür, daß Ungarn der deutschen Minderheit im Land fundamentale Rechte zugestanden hat. Höhepunkt des Besuchs: der Bundeskanzler sprach zu den Abgeordneten des ungarischen Parlaments:
"Die ungarische Nationalversammlung hat den Prozeß der Reformen, der Öffnung und der Umgestaltung Ungarns In Richtung auf Demokratie und Pluralismus entscheidend gestaltet. Ihr Land hat für Zehntausende unserer Landsleute den Weg in die Freihelt geöffnet. Ich darf Ihnen dafür meinen ganz besonderen Respekt erweisen. Wir wollen, daß alle Europäer, und darin eingeschlossen alle Deutschen, in gemeinsamer Freihelt zusammenkommen."
Die Bundesrepublik Deutschland, hat in Ungarn einen zuverlässigen Partner in Osteuropa gefunden. Ein Besuch, der für den Bundeskanzler auch ein persönlicher Erfolg war.
Kohl: "Freundliche Leute, ein freundlicher Regierungschef, freundliche Leute auf der Straße, ein herzliches Willkommen wo man geht, mehr kann ich doch gar nicht erwarten. Wir waren uns einig, daß Ungarn ganz entscheidende Anstöße für die atemberaubende Entwicklung in der DDR und in der CSSR gegeben hat. Wenn das Bild vom Haus Europas einen Sinn macht, so muß es ganz genau genommen werden. Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger dieses Hauses. Es ist ein Haus mit vielen offenen Türen und offenen Fenstern, wo jeder aus- und eingehen kann, wo keine Concierge unten sitzt und aufschreibt, wer da kommt und geht, sondern in dem wir uns wirklich frei bewegen."
03. Poesle in Glas
Das Glas ist der älteste von Menschen hergestellte Werkstoff.
In vergangenen Zeiten war Glas eine Kostbarkeit - heute füllt Glas aller Art die Müllhalden. Es ist zur billigen Massenware verkommen. Aber das gilt nicht überall - in der Glashütte der Familie Eisch im Bayerischen Wald wird kein Wegwerfglas produziert.
Die Eischs wehren sich mit Erfolg gegen die übermächtige Konkurrenz des maschinengefertigten Glases. Sie pfiegen handwerkliche Techniken, die von den Maschinen noch nicht beherrscht werden.
Erwin Eisch, dessen Werke in den bedeutenden Museen der Welt zu finden sind, hat mit seinen Arbeiten die Glaskunst in Europa erneuert. Glas ist nicht mehr an die Funktion gebunden, sondern dient dem Künstler als freles Medium und plastischer Werkstoff - nicht anders als Stein oder Metall.
"Sehr viel Denken liegt in den Händen" sagt Erwin Eisch. "Die Kunst hat in den letzten 70 Jahren den Körper vergessen. Wir müssen uns wieder unserem realen Körper zuwenden, um unsere Seele, unsere Gefühle, uns selbst zu entdecken. Wir alle brauchen unsere denkenden, fühlenden und arbeitendenHände ebenso wie eine Philosophie, die auf der Schwäche und der Größe des Menschen beruht."
04. Vierschanzentournee_1990
Oberstdorf - weltbekannter Wintersportort in den Alpen am Fuß des Nebelhorns.
Hier, auf der Schattenberg-Schanze, treffen sich alljährlich die besten Skispringer der Welt zum Auftakt der Vierschanzentournee, ihrem, neben der Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen, wichtigsten Kräftevergleich. Entsprechend sorgfältig bereiten die Athleten sich und ihr Fluggerät vor.
Unmittelbar vor dem Sprung muß jedoch vor allem die Konzentration stimmen. Bei Weiten bis zu 120 Metern, die auf dieser Großschanze erreicht werden, ist zu Recht von Skifliegen die Rede.
Die äußeren Bedingungen waren in diesem Jahr nicht sehr winterlich. Schneekanonen mußten erst den Kunstschnee auf die Schanze bringen, der sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt In Glatteis verwandelt. Für die Skispringer eine unberechenbare Gefahrenquelle.
Entscheidend für den Erfolg: der Moment des Absprunges und der Übergang in die Flughaltung.
Seit dreißig Jahren konnte kein Springer aus der Bundesrepublik Deutschland mehr die Vierschanzentournee gewinnen. Jetzt gab es für die 30.000 Zuschauer erstmals wieder einen heimischen Mitfavoriten: den 20-jährigen Dieter Thoma, der das Springen von Oberstdorf im Vorjahr gewinnen konnte.
Die aufmerksame Jury achtet bei den Skiadlern nicht nur auf die Weiten: Flughaltung und die Sicherhelt bei der Landung sind für die Punktvergabe ebenso wichtig.
Bei Dieter Thoma stimmte an diesem Tag offenbar alles. Mit einem famosen Sprung im 2. Durchgang über 108 Meter wiederholte der Zwanzigjährige seinen Erfolg vom Vorjahr in Oberstdorf.
Für den Gesamtsieg der Vierschanzentournee mußten noch drei weitere Springen gemeistert werden. Aber auch am Ende hatte Dieter Thoma Grund zum Straheln: er wurde Tourneesieger.