01. Bürgerinitiative
Berlin: Straßenfest zugunsten von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Buden auf der Straße. Kinder stecken sich UNICEF-Plaketten an. Verkauf von Postern an Stand. Clown spielt an Drehorgel.
Behindertenhilfe: Mann trägt Behinderten von Rollstuhl in Bus. Fahrt zu Teestube Aktive Selbsthilfe. Behinderte an Bar.
Köln: Bürgerinitiative Südliche Altstadt. Stillgelegte Schokoladenfabrik soll weiter kommerziell genutzt werden. Bürgerinitiative entwirft als Gegenvorschlag Modell für eine Freizeit- und Wohnanlage.
Frankfurt: Umweltschutz - Startendes Flugzeug. Bürger besetzen Waldgelände, das dem Ausbau der 3. Startbahn des Großflughafens Rhein Main zum Opfer fallen soll.
Hamburg: Verschmutztes Elbwasser. Bürgerinitiative demonstriert am Elbufer für die Reinhaltung der Gewässer. Der Fluß wird mit 1000 Sport- und Freizeitbooten blockiert. Paddelboote nebeneinander in langer Reihe. Toter Fisch am Strand. Transparente fordern die Sanierung der Elbe. Schiffe auf dem Fluß.
(73 m)
02. Piloten-Check der Lufthansa
Startendes Flugzeug. Räder werden eingezogen. Piloten im Cockpit mit Karten an den Instrumenten. Dauernde und regelmäßige Überwachung des Flugpersonals durch Gesundheitscheck. Messung der Herztöne auf Trimm-Rad. Laboruntersuchungen. Messung der Vitalfunktion der Lungen. Pilot bläst in Apparat. Seh- und Hörtest.
Eignungsprüfung für Piloten-Anwärter, die nur von 15% bestanden werden. Junge Männer in Saal bei schriftlicher Prüfung. Psychologischer Test im Hinblick auf Belastbarkeit, Merkfähigkeit und Raumorientierung. Prüfling in Simulator. Kurs muß anhand von Informationen selbständig errechnet werden. Startendes Flugzeug. Räder werden eingezogen, groß, von unten.
(60 m)
03. Buchdruckerei Augustin in Glückstadt
(siehe D 270/5, selber Text) Stadtbild Glückstadt. Buchdruckerei. Setzerei für 45 Sprachen. Original chinesische Setzerei mit über 50.000 Schriftzeichen. Setzer nimmt mit Pinzette Schriftzeichen aus Setzkästen und fügt sie nebeneinander zu Schriftbild zusammen. Tastaturen zum Schreiben von fremdsprachlichen Manuskripten. Drucker an Maschine. Stanzen von Löchern. Druckvorlage in verschiedenen Sprachen.
(48 m)
04. Neuer Deutscher Film
Plakat und Fotos des Films: Die Blechtrommel, der als erster deutscher Film den amerikanischen Oscar erhielt. Volker Schlöndorff bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film: Die Fälschung. Außenaufnahmen an der Elbe.
Plakat: The Marriage of Maria Braun - Rainer Werner Fassbinder.
Plakat und Fotos Lili Marleen. Kinobesucher an Kinokasse. Rainer Werner Fassbinder bei Dreharbeiten zu Lola.
Buchauslage: Der Zauberberg von Thomas Mann.
Regisseur Hans W. Geissendörfer bei Dreharbeiten zu "Der Zauberberg" im Studio mit dem amerikanischen Schauspieler Rod Steiger als "Mynher Peerkorn".
(88 m)
05. Beruf: Bergarbeiter
Industrielandschaft an der Ruhr. Förderturm. Häuser einer Bergarbeitersiedlung. Bergmann verlässt sein Haus. Hans Georg Hirschfelder geht zu seinem Auto und fährt zur Zeche. Mit Schutzhelm und andere Kumpeln geht er zum Fahrkorb zur Fahrt unter Tage. Arbeit im Bergwerk mit modernen Maschinen zum Abbau und Abtransport der Kohle. Bergmann an Steuerpult. Bergarbeiter verlassen den Schacht an Feierabend. Industrielandschaft, Kohlenhalde, Hochofenflamme.
(51 m)
06. Paderborn: Segelflug Weltmeisterschaft
Luftaufnahme der Segelflugzeug auf Wiese liegend. Segelflugzeug wird gestartet. Rückblick S/W auf den Segelflugsport nach dem Kriege. Der zweimalige Weltmeister in der offenen Klasse Georg Lee, England, groß. Der Konstrukteur seines Flugzeuges und Konkurrent Klaus Holighaus im Segelflugzeug vor dem Start. Segelflugzeug wird hochgeschleppt. Segelflugzeuge kreisen am Himmel. Luftaufnahmen aus Flugzeug. Zuschauerin auf Klappstuhl beim Stricken. Junger Mann sieht durch Fernglas. Anflug zur Landung. Richtertisch. Alter und neuer Weltmeister George Lee, England, vor Klaus Holighaus.
(65 m)
01.
Ein Straßenfest zugunsten von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Bewohner eines Berliner Stadtteils hatten den Einfall, mit Musik und Tombola Geld für die bedürftigen Kinder der Welt zu sammeln: ein Beispiel für den wiedererwachten Bürgersinn und die Hinwendung zum Nächsten in der Bundesrepublik Deutschland. Eine wachsende Zahl von Menschen beginnt einzusehen, daß die Lösung gesellschaftlicher Probleme urid Notstände nicht allein Sache des Staates ist. Andere fühlen ihre Interessen von Pari ament und Parteien nicht mehr ausreichend vertreten. Sie bilden Bürgerinitiativen - wie diese in Köln, wo sich Bürger aus Protest gegen staatliche Pläne mit einer stillgelegten Schokoladenfabrik zusammenschlossen. Die Behörden wollten eine neue kommerzielle Nutzung. Die Bürgerinitiative entwarf ein Gegenmodell: Umwandlung des Fabrikgeländes in eine Freizeit- und Wohnanlage.
Umweltschutz - ein Reizthema, das auch in der Bundesrepublik viele Menschen mobilisiert. Die geplante dritte Startbahn für den Großflughafen Frankfurt hat Bürger und Politiker in zwei Lager geteilt. Die einen sprechen von Wirtschaftswachstum und neuen Arbeitsplätzen, die anderen protestieren gegen stärkere Fluglärmbelästigung und vor allem dagegen, daß der neuen Startbahn ein großes Waldgebiet geopfert werden soll. Die Startbahngegner besetzten das Gelände und riefen die Gerichte an.
Die meisten deutschen Flüsse sind durch Industrie- und Hausabwässer stark verschmutzt. Verschärfte staatliche Gewässerschutzbestimmungen haben das Schlimmste verhindert. Aber für eine wirksame Reinhaltung der Flüsse fehlt das Geld. Dagegen formiert sich Widerstand. Etwa an der Elbe, eine der größten deutschen Schiffahrtsstraßen. Umweltschützer blockierten den Fluß jüngst mit eintausend Sport- und Freizeitboten. Noch vor 30 Jahren war die Elbe einer der fischreichsten Flüsse Europas. Davon ist so gut wie nichts geblieben. Der wenige Fisch, der noch gefangen wird, darf wegen Verseuchung durch Schwermetalle nicht mehr verkauft werden.
Die Bürgerinitiativen haben den Schutz der Umwelt zu einer allgemeinen öffentlichen Forderung gemacht. Doch eine stagnierende Wirtschaft und leere Staatskassen erlauben nur das Nötigste. Die Wiederherstellung einer intakten Umwelt ist zu einer Aufgabe für Generationen geworden.
02.
Fliegen ist ein Stress-Beruf. Die Gründe sind schnell aufgezählt: Anspannung bei Start und Landung, Belastung durch Klima und Zeitverschiebung bei Langstreckenflügen, Konzentration auf die Vielzahl der Instrumente und Bedienungshebel im Cockpit. Das fliegende Personal muß gesund sein, damit die Flugsicherheit nicht beeinträchtigt wird.
Bei der Deutschen Lufthansa wird das fliegende Personal durch strenge Gesundheitskontrollen überwacht. Piloten müssen zweimal im Jahr einen umfangreichen medizinischen Check über sich ergehen lassen. Eine Serie von ausgeklügelten Einzeluntersuchungen und eine blutchemische Analyse geben Aufschluß über den Gesundheitszustand und über die körperliche Leistungsfähigkeit des Piloten. Dazu gehört auch die Messung der Vitalfunktion seiner Lungen.
Ein Pilot muß gut sehen und hören können. Der Augenarzt prüft die Sehscharfe, Farbentüchtigkeit und vor allem die Fähigkeit zum räumlichen Sehen. Mit einem anderen Spezialgerät wird die Hörschärfe getestet.
Gesund sein muß natürlich auch der Pilotennachwuchs. Vor der medizinischen Untersuchung wird erst einmal die Eignung des Bewerbers für diesen Beruf festgestellt. Mehrtätige schriftliche Prüfungen und psychologische Tests ergeben, ob der Kandidat die geforderten Eigenschaften besitzt: Belastbarkeit, Merkfähigkeit, Raumorientierung.
Am sogenannten "Linktrainer" absolviert der Prüfling simulierte Flüge. Er muß teils vorgeschriebene, teils freie Kurse abfliegen, die er sich anhand gegebener Informationen selber errechnen muß.
Nur 15 Prozent aller Bewerber schaffen die Prüfung und werden für die Pilotenausbildung zugelassen. Diese strenge Auslese und die spätere ständige medizinische Oberwachung des fliegenden Personals ist eine Bedingung für Sicherheit im Flugverkehr.
03.
Glückstadt an der Elbe, eine alte norddeutsche Kleinstadt, in der sich bodenständiges Handwerk und Gewerbe bis in unsere Tage gehalten hat. Der älteste Betrieb am Ort ist diese in Deutschland einzigartige Buchdruckerei,- die seit 1775 der Familie Augustin gehärt. Sie setzt und druckt Schriftwerke in 45 Sprachen.
Prunkstück ist diese chinesische Setzerei mit fast 50.000 Schriftzeichen: ein Medium und Mittler zwischen westlicher Technik und fernöstlicher Kultur. Wissenschaftliche Institute des In- und Auslands zählen zu ihren Kunden.
40 Angestellte hat das alte Familienunternehmen. Sie setzen und drucken nicht nur, sondern schneiden auch neue Lettern für fremde Sprachen und fertigen Klischees für komplizierte Manuskripte. Es sind jahrelang geschulte Spezialisten, die sich mit ihren ungewöhnlichen Maschinen als eine technisch-handwerkliche Einheit empfinden.
In Glückstadt werden neben wissenschaftl ichen Abhandlungen und Wörterbüchern auch technische Gebrauchsanweisungen gedruckt. Die meisten deutschen Exportunternehmen legen ihren Produkten Informationsschriften in der jeweiligen Landessprache bei: für den alten Handwerksbetrieb Augustin ist dies ein relativ neuer und lukrativer Auftragszweig.
04.
"Die Blechtrommel" markierte jüngst den international Durchbruch des neuen deutschen Films. Nach der Vorlage des gleichnamigen Bestseller-Romans von Günter Grass produzierte der Regisseur Volker Schlöndorff ein Leinwand-Opus, das als erster deutschen Film den begehrtesten international Preis erhielt: den amerikanischen OSCAR. In dieser Woche beendete Schlöndorff seinen neuen Film "Die Fälschung". In Hamburg an der Elbe, einem Nebenschauplatz, wurden die letzten Szenen abgedreht. Die eigentliche Handlung spielt in Beirut, der Hauptstadt des Libanon. Inmitten von Krieg und Zerstörung beginnt ein deutscher Reporter an Sinn und Moral seines Berufes zu zweifeln. Ende des Jahres kommt der Film in die Kinos.
"Die Ehe der Maria Braun" von Werner Faßbinder: auch dies ein Film, der in vielen Ländern Erfolg hatte. Lange Jahre waren die Produktionen der jungen deutschen Regisseure nur ein Geheimtip für Cineasten. Jetzt machen sie auch Kasse, laufen oft monatelang in den Filmtheatern des In- und Auslands. Mit der Verarbeitung spezifisch deutscher Themen der Vergangenheit und Gegenwart hat nicht nur Faßbinder, der produktivste deutsche Regisseur, sondern der deutsche Film insgesamt seinen Erfolg wesentlich begründet. Die internationale Filmkritik lobt die nationale Atmosphäre und Eigenart dieser Streifen.
Faßbinder, ein rastloser Arbeiter, der oftmehrere Produktionen gleichzeitig dreht, hat in München gerade seine "Lola" beendet: ein gesellschaftskritisches Melodram, mit dem er - wie schon mehrfach zuvor - der bundesdeutschen Gesellschaft einen wenig schmeichelhaften Spiegel vorhält.
Literatur-Verfilmungen waren besonders erfolgreich. Der neueste Versuch: ein Film über den "Zauberberg" von Thomas Mann, inszeniert von Hans W. Geßendörfer. Dieser Regisseur ist ebenfalls ein führender Vertreter des neuen deutschen Films.
Es ist nicht nur Geißendörfers Routine, die eine entspannte Arbeitsatmosphäre in den Berliner Studios schafft. Alle Beteiligten glauben an einen Kassenerfolg ihres Films.
Es ist nicht nur Geißendörfers Routine, die eine entspannte Arbeitsatmosphare in den Berliner Studios schafft. Alle Beteiligten glauben an einen Kassenerfolg ihres Films. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben: Ein erfahrener Autor und Regisseur, ein weltbekannter Roman als Drehbuchvorlage und schließlich ein gutes Darstellerteam, das
durch den amerikanischen Star Rod Steiger verstärkt wurde. Steiger spielt den Mynheer Peeperkorn, der in einem Schweizer Sanatorium, dem Schauplatz dieser Parabel über Leben und Tod, die Bilanz seines bizarren Lebens zieht.
05.
Ein Beruf, der zum Aussterben verurteilt schien, hat wieder eine Zukunft: Der Beruf des Bergarbeiters. Seitdem die Kohle wieder gefragt ist, wird auch der Kumpel an Rhein und Ruhr umworben. Die alten Bergarbeiterhäuser sind modernisiert oder durch Neubauten ersetzt worden. Und der "Kumpel" hat sich seinen Spitzenplatz in der Lohnskala zurückerobert. Hans-Georg Hirschfelder ist einer von ihnen: 48 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. Dreitausend Mark netto ist das mindeste, was er im Monat verdient.
In den Jahren vor dem Ölpreis-Schock waren viele Zechen geschlossen worden. Die Bergleute wanderten in andere Berufe ab. Trotzdem hat der Bergbau heute keine Nachwuchssorgen. Dafür sorgte der technische Fortschritt untertage. Früher gait der Kohleabbau als Schwerarbeit, viele Kumpel waren körperlich früh zerschlissen und mußten vorzeitig "in Rente gehen". Heute nehmen ihm moderne Maschinen die Hauptarbeit ab. Abbau und Transport der Kohle sind weitgehend automatisiert, der Bergmann kann sich auf wenige Handgriffe beschränken.
Von der einst besungenen Bergmannsromantik, mit der die schwere und gefährliche Arbeit unter Tage verklärt wurde, ist wenig geblieben. Das ist dem Bergmann des Jahres 1981 nur recht. Er hat heute einen sauberen, gut dotierten und vor allem krisensicheren Arbeitsplatz. Denn der Brennstoff Kohle hat eine neue Aufgabe erhalten: Schon bald wird er als alternativer Energieträger zum teuren Erdöl zu Gas und Benzin verarbeitet.
06.
Fluggerate, denen erst der Wind Auf- und Antrieb gibt. 81 warteten in Paderborn auf ihre Piloten, die sich bei einem briefing auf die 17. Weitmeisterschaften im Segelfliegen vorbereiteten. Fast alle flogen deutsche Fabrikate: eine kuriose Folge des 2. Weltkriegs.
Vor 30 Jahren durften die Deutschen zum ersten Mal wieder in die Luft. Bis dahin galt das Flugverbot der Alliierten Siegermächte. Sie warfen sich auf den Bau von Segelflugzeugen, denn Motorflugzeuge blieben ihnen nach wie vor versagt. Die bundesdeutschen Konstrukteure waren bald führend im Segelflugzeugbau.
Von den 81 nach Paderborn gereisten Segelflug-Assen aus aller Welt flogen 76 deutsche Fabrikate: Hochleistungs-Renner aus Fiberglas, sogenannte "Super-Orchideen". Der zweimalige Weltmeister in der offenen Klasse, der Engländer George Lee, benutzte ausgerechnet ein Produkt seines Mitfavoriten Klaus Holighaus, dessen Konstrukteursehrgeiz mit seinen sportlichen Ambitionen konkurriert.
In drei verschiedenen Klassen bestimmten die Segelflieger ihre Titelträger. Natürlich hofften die deutschen Piloten auf ihren Heimvorteil - die genaue Kenntnis von Topographie und Klima in dieser Flugregion.
Motorflugzeuge brachten die Gleiter in Fahrt und auf Höhe. Dann waren die Piloten auf ihr Gespür für Thermik angewiesen. Auf den Dreieckskursen mußten sie vorgeschriebene Punkte überfliegen und dabei Fotos machen: ihre Wettkampfdokumente für das Schiedsgericht.
Das antriebslose Gleiten gilt als die schönste Form des Fliegens, auch bei Berufspiloten. Im Cockpit ihrer Verkehrs- oder Militärmaschine träumen sie von einer Super-Orchidee. Wie Weltmeister George Lee, der sonst Jet-Piloten der britischen Luftwaffe ausbildet. Seine Extraklasse als Segelflieger zeigte er auch in Paderborn: er gewann seinen dritten Titel. Zweiter wurde der Konstrukteur seines Flugzeugs, der Deutsche Holighaus.