Sacherschließung
01. Krefeld: deutsche Meisterschaft im Eistanz
Das deutsche Meisterpaar Erich und Angelika Buck in ihrer Garderobe vor dem Lauf. Erich Buck packt Eislaufstiefel aus dem Koffer. Angelika Buck weißt auf ihre Schuhe und betrachtet sich im Spiegel. Erich Buck zieht Eislaufstiefel an. Kürlauf. Erich Buck kommentiert den Lauf. Richter ziehen Wertnoten nach dem Tanz u.a. die Sechsten. Erich und Angelika Buck winken vom Siegerpodest bei der Siegerehrung.
02. Stockholm: Nobel - Literaturpreis für Heinrich Böll
Gäste bei der Nobelpreisverleihung. O-Ton "... mit diesem Wort spreche ich Ihnen ...". Bücher von Heinrich Böll, groß. Gruppenbild mit Dame - Wo warst Du Adam und Erzählungen - Haus ohne Hüter - Das Brot der Frühen Jahre - und saget kein einziges Wort. Foto Heinrich Böll, groß, mit Tasse. Kronprinz Gustav von Schweden überreicht Heinrich Böll die Ehrenurkunde. Böll geht langsam zur Bühne und verbeugt sich.
03. Bonn: Bundestagssitzung: Wahl des Bundestagspräsidenten Annemarie Renger, Wiederwahl von Willy Brandt zum Bundeskanzler, Vereidigung, Neues Kabinett, Regierungserklärung
Ludwig Erhard, Alterspräsident des Bundesstages, gibt die Wahl von Annemarie Renger zur Bundestagspräsidentin bekannt: "Ich stelle hiermit fest, dass Frau Renger die Stimmmehrheit erhalten hat. Frau Abgeordnete Renger, ich frage Sie: Nehmen Sie die Wahl an?" Annemarie Renger: "Ich nehme die Wahl an." Kameramänner. Abgeordnete beglückwünschen Annemarie Renger. Glückwunsch von Kai Uwe von Hassel, Wolfgang Mischnick und Walter Scheel. Abgeordnete bei der Stimmabgabe zur Wahl des Bundeskanzlers, u.a. Scheel und Barzel. Pressetribüne. Brandt im Gespräch mit Scheel und Schmidt. Annemarie Renger gibt das Abstimmungsergebnis bekannt: "Ich frage den Abgeordneten Brandt: Nehmen Sie die Wahl an?". Brandt steht auf und nimmt die Wahl an: "Ja, Frau Präsidentin, ich nehme die Wahl an." Annemarie Renger: "Ich stelle hiermit fest, dass damit der Abgeordnete Brandt zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt ist." Abgeordnete klatschen. Rainer Barzel und Scheel beglückwünschen Brandt. Vereidigung Brandts: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde, so wahr mir Gott helfe." Das neue Kabinett mit Gustav Heinemann zwischen Brandt und Scheel. Trafoaufnahmen von Außenminister Scheel, Finanzminister Helmut Schmidt, Minister für besondere Aufgaben Egon Bahr. Brandt am Rednerpult bei Regierungserklärung im Bundestag: Willy Brandt: "Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein im Inneren und nach außen. Darin sammelt sich das Vertrauen, auf das wir uns stützen. Darin erkennen wir auch die Summe der Pflichten, die uns an die Verantwortung des ganzen, des Volkes binden. Meine Damen und Herren, das Wort von der guten Nachbarschaft zeigt unseren Willen zur Kontinuität an, den ich heute unterstreiche. Diese Kontinuität hat ihre eigene unverwechselbare Prägung bekommen. Sie ist bestimmt durch den Inhalt unserer Politik, der aktiven Friedenssicherung und der gesellschaftlichen Reformen." Abgeordnete klatschen.
04. Berlin: Bernhard Heiliger, Bildhauer
Fahrzeuge und LKWs fahren im Morgennebel. Ampel rot - gelb schaltet auf grün. Menschen auf dem Kurfürstendamm. Die Gedächtniskirche. Bernhard Heiliger geht mit Zigarette. Bernhard Heiliger in seinem Atelier beim fertigen von Zeichnungsentwürfen und bei Arbeiten an Plastiken. Heiliger kommentiert seine Arbeiten: "Ich zeichne sehr viel, weil mich eben die Zeichnung als Zeichnung interessiert. Es gibt also neben meiner plastischen Arbeit ein geschlossenen graphisches Werk, das ständig die Skulptur begleitet. Die Zeichnung ist ständig der Skulptur ein Stück voraus., weil ich erst auf der Zeichnung versuche etwas zu realisieren, was die Plastik noch gar nicht erbringen kann. Die Diagonale spielt bei mir eine Hauptrolle, ich glaube in erster Linie, weil sie Dynamik gibt, und Dynamik ist für mich ein hervorstechendes Kennzeichen. Das Neue muss sich einfach zwangsläufig aus dem Vorausgegangen ergeben, und da kommen natürlich Materialien hinein, an die man vorher gar nicht gedacht hat, zum Beispiel diese Folienzeichnungen, die ich gemacht habe. Sie ergeben plötzlich Raum oder sie ergeben Transparenz oder irgend so etwas, an das man vorher nicht gedacht hat. Als Begleitung ein Stab oder ein Draht, um die Form herum laufen zu lassen, steigert die Form und gibt gleichzeitig Nervenpunkte, die das Ganze noch einmal verdeutlichen. Im Grunde genommen bin ich jemand, der jedes Stück in ein Metall gegossen haben möchte. Die Bronze macht alles mit, was ich will. Ich kann ganz zart und filigran und durchsichtig werden, sich auch Zeit nehmen. Sie muss aber immer, finde ich, auf den Menschen zugeschnitten sein, auf seine Größe, auf seinen Augenpunkt angelegt sein. Man kann sich eben in der Kunst nie etwas besonderes vornehmen. Man kann sich auch nicht viele Theorien vornehmen. Man kann nur versuchen, das zu machen, was in einem Form werden will. Und wenn man das macht, was in einem ist, dann ist es richtig, dann ist es echt, dann entspricht es nicht nur einem selbst, sondern auch der Zeit, in der man lebt." Großaufnahme Heiliger beim Zeichnen von Entwürfen. Zeichnungen bildfüllend. Folienzeichnungen. Metallskulpturen. Bronzeplastiken. Heiliger bearbeitet große Plastik mit Spachtel. Heiliger mit Helfer an großer Skulptur drehend, die an Seilen aufgehängt ist. Skulptur vor Mauer, vor Bäumen, vor Himmel, vor Platz.
05. Schwarzwald: Alemannische Fastnacht
Mann schnitzt Holzmaske. Fastnachtsumzug mit springenden Schellenmännern mit Fratzengesichtern. Masken, groß. Leute winken aus Fenstern. Musikkapelle im Zug. Zuschauer am Straßenrand. Peitschenmänner springen. Hexen mit Besen. Männer mit dick aufgeplusterten Hosen. Zur Vertreibung des Winters wird Heu verbrannt.
Sprechertext
Eislauf-Saison in Deutschland. Augenblicke vor der Meisterschaft, Nervosität in der Garderobe. Erich und Angelika Buck, ein Geschwisterpaar, das im Eistanz zur internationalen Spitze aufgerückt ist, fürchtet in Deutschland keine Konkurrenz. Wenn sie ihre Kür nicht verstolpern, werden sie in Krefeld zum 6. Mal hintereinander den Meistertitel im Eistanz gewinnen.
Vor ihrem entscheidenden Auftritt, gab Erich Buck einige Anmerkungen zu ihrer mühsam erarbeiteten Kür.
"Wir beginnen mit einem mexikanischen Walzer, dem ersten Musikstück. Am Ende dieses Stücks haben wir den Ravensburger Durchrutscher, den Angelika und ich selber erfunden haben und der einer der Höhepunkte unserer Kür schon seit Jahren ist. Es folgt Mexican Hatdance mit einem langsamen und mit einem schnellen Teil."
Es hat geklappt. Die Deutschen Meister, deren Kür zweimal mit der Höchstnote 6 bewertet wurde, fahren nach diesem Erfolg zuversichtlich zur Weltmeisterschaft nach Bratislava.
In Stockholm verlieh die schwedische Akademie den Nobelpreis für Literatur an Heinrich Böll. Die Laudatio würdigte das Gesamtwerk dieses politisch engagierten Schriftstellers als Beitrag zum Thema der Heimatlosigkeit und der Ästhetik des Humanen.
Heinrich Böll - so heißt es weiter - gehöre zu einer neuen Generation von Dichtern, Denkern und Forschern in Deutschland, die nach der Katastrophe des 2. Weltkriegs bereitstand, um die wesentlichen Aufgaben ihres Landes im geistigen Leben unserer Zeit zu bewältigen.
Nach einem Appell des Alterspräsidenten Ludwig Erhard-für die Einheit der deutschen Nation wählte der deutsche Bundestag seinen neuen Präsidenten. Die Wahl fiel - zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Parlaments auf eine Frau.
"Frau Abgeordnete Renger, ich frage Sie, nehmen Sie die Wahl an?" "Ich nehme die Wahl an."
Damit wurde das zweithöchste Amt in der Bundesrepublik Deutschland mit einer Sozialdemokratin besetzt, die ihre Karriere 1945 an der Seite Kurt Schumachers begann und die besonders in den letzten Jahren für die Emanzipation der Frau in der Gesellschaft gearbeitet hat.
Die Sozialdemokraten und Freien Demokraten, die aus der letzten Bundestagswahl mit sicherer Mehrheit hervorgegangen sind, hatten nur einen Kanzlerkandidaten vorgeschlagen: den Friedensnobelpreisträger Willy Brandt, der bereits in der vorigen Legislaturperiode als Bundeskanzler eine erfolgreiche Ost- und Deutschlandpolitik durchsetzte. Willy Brand wurde wiedergewählt.
"Ich frage den Abgeordneten Brandt: nehmen Sie die Wahl an?" "Ja, Frau Präsident, ich nehme die Wahl an." "Ich stelle hiermit fest, daß der Abgeordnete Brandt zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt ist."
Der Ausbau der Europäischen Gemeinschaft zur politischen Union und die Fortsetzung der innenpolitischen Reformen sind die wichtigsten Aufgaben der Bundesregierung für die nächsten vier Jahre. Nach der Gratulation des Oppositionsführers Rainer Barzel und den Glückwünschen des Koalitionspartners Walter Scheel wurde Willy Brandt als Bundeskanzler vereidigt.
"Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des Deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."
In dem Kabinett Willy Brandts steht Walter Scheel auch weiterhin an der Spitze des Auswärtigen Amtes; Helmut Schmidt wurde in einem erweiterten Ressort Finanzminister und der in der Deutschlandpolitik erprobte Egon Bahr Minister für besondere Aufgaben.
Braungebrannt und gut erholt eröffnete der Bundeskanzler seine Regierungserklärung mit jenem Satz, mit dem er sein Programm aus dem Jahr 1969 geschlossen hatte.
"Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein im Innern und nach Außen. Darin sammelt sich das Vertrauen, auf das wir uns stützen. Darin erkennen wir auch die Summe der Pflichten, die uns an die Verantwortung für das Ganze des Volkes binden. Meine Damen und Herren, das Wort von der "guten Nachbarschaft" zeigt unseren Willen zur Kontinuität hat ihre eigene, unverwechselbare Prägung gewonnen. Sie ist bestimmt durch den Inhalt unserer Politik der aktiven Friedenssicherung und der gesellschaftlichen Reformen."
Sie kennen diese Stadt, Schnittpunkt politischer Interessen, Nahtstelle zwischen Ost und West, Berlin.
Sein geistiges Klima fasziniert. Klassik und Avantgarde führen hier einen lebendigen Dialog, ein Zuhause für Menschen, die von der Inspiration leben: Schriftsteller, Musiker, Maler und Bildhauer.
"Ich habe immer wieder daran gedacht, Berlin zu verlassen und ich habe überall herumgesucht nach anderen Plätzen. Aber immer wieder fand ich auch den Weg zurück und fühlte mich hier eben doch immer wieder zu Hause, obwohl man's nicht näher beschreiben kann. Ich blieb eben da."
Bernhard Heiliger. Seine Skulpturen stehen in Paris, Brüssel, New York und natürlich in Berlin. Er ist wohl der bedeutendste lebende deutsche Bildhauer. Er gibt Auskunft über sein Werk.
"Ich zeichne sehr viel, weil mich einfach die Zeichnung als Zeichnung interessiert. Es gibt also neben meiner plastischen Arbeit ein geschlossenes graphisches Werk, das ständig die Skulptur begleitet, obwohl niemals für die Skulptur gezeichnet, gibt es natürlich doch zwangsläufig Berührungspunkte, eigentlich aber erst im Nachhinein. Die Zeichnung ist immer der Skulptur um einen Schritt voraus, weil ich erst auf der Zeichnung etwas versuche zu realisieren, was die Plastik noch gar nicht bringen kann.
Die Diagonale spielt bei mir eine Hauptrolle, ich glaube in erster Linie, weil sie Dynamik gibt und Dynamik ist für mich ein hervorstechendes Kennzeichen."
"Das Neue muß sich einfach zwangsläufig aus dem Vorausgegangenen ergeben und da kommen natürlich Materialien hinein, an die man vorher gar nicht gedacht hat, zum Beispiel diese Folienzeichnungen, die ich gemacht habe. Sie ergeben plötzlich Raum oder sie ergeben Transparenz oder Durchsichtigkeit oder so etwas, an das man vorher nicht gedacht hat.
Als Begleitung einen Stab oder einen Draht um die Form herumlaufen zu lassen, steigert die Form und gibt gleichzeitig Nervenpunkte, die das Ganze noch mal verdeutlichen.
Im Grunde bin ich jemand, der jedes Stück in einem Metall gegossen haben möchte. Die Bronze macht alles mit, was ich will. Ich kann ganz zart und filigran und durchsichtig werden, ich kann ganz stabil und schwer werden in meiner Form.
Eine Skulptur hat tausend Ansichten. Es gibt keine Hauptseite, keine Nebenseite. Man muß um sie herumgehen, um sie wirklich klar zu verstehen - sich auch Zeit nehmen - sie muß allerdings immer, finde ich, auf den Menschen hin zugeschnitten sein. Das heißt, auf seine Größe, seinen Augenpunkt angelegt sein.
Man kann sich eben in der Kunst nie etwas Besonderes vornehmen. Man kann sich auch nicht viele Theorien vornehmen. Man kann nur versuchen, das zu machen, was in einem Form werden will, und wenn man das macht, was in einem will, dann ist es richtig und dann ist es echt. Dann entspricht es nicht nur ihm sondern auch der Zeit, in der er lebt."
Ihr hämisches Lächeln hat Jahrhunderte überdauert und doch entspricht keine Maske genau der anderen. Die Schnitzer im Schwarzwald haben die Physiognomien der alemannischen Fasnacht überliefert: das Mittelalter, Pest- und Kriegszeiten haben sich in den Gesichtern eingegraben, die die Geister vertreiben sollten. Einmal im Jahr treten sie in den kleinen Schwarzwaldorten die Herrschaft an.
Die Fasnacht oder der Karneval, die letzten Tage üppigen Lebens vor der Fastenzeit nutzen viele, um in eine andere Haut zu schlüpfen, um hinter der Maske des Bösen, des Zynikers oder der Narren Wahrheiten zu sagen, die nicht erlaubt sind.
Oft hat der Bedeutungswandel der Masken und Kostüme ihren ursprünglichen Sinn verwischt. Für die meisten Bürger ist es ein Spaß und eine originelle Erinnerung an die eigene Geschichte, an Zeiten, in denen noch keine Satelliten die Großwetterlage ermittelten, sondern in denen man glaubte, den Winter zuvertreiben, wenn man Heu verbrannte.
Personen im Film
Buck, Angelika ; Bahr, Egon ; Barzel, Rainer ; Böll, Heinrich ; Brandt, Willy ; Erhard, Ludwig ; Hassel von, Kai Uwe ; Heiliger, Bernhard ; Heinemann, Gustav ; Mischnik, Wolfgang ; Renger, Annemarie ; Scheel, Walter ; Schmidt, Helmut
Orte
Berlin ; Bonn ; Hamburg ; Krefeld ; Schwarzwald ; Stockholm
Themen
Eiskunstlauf ; Bundestag ; Fastnacht ; Politik ; Nobelpreis ; Sachindex Wochenschauen ; Bibliotheken ; Buch, Bücher ; Ehrungen ; Eislaufen ; Karneval ; Fasching ; Politische Veranstaltungen ; Sport-Details, Fouls ; Spoprt-Ehrungen ; Kunst ; Verkehr: allgemein ; Bildhauer ; 01 16 mm-Projekt ; Sport-Ehrungen ; 10 Findbuch Deutschlandspiegel
Gattung
Periodika (G)
Genre
Monatsschau