Sacherschließung
01. Hamburg: Jazz-Gruppe Swing Limited
Hafen mit Landungsbrücken und Luxusliner auf der Elbe. Jazz-Band spielt auf erhöhten Platz an der Elbe. Bandleader sitzt an seinem Schreibtisch mit seiner Pfeife und arbeitet an seiner Jura-Promotion. Bücherregale mit Fachbüchern BGB etc. Gitarrist spielt (Soziologe). Er betritt Zimmer und spricht mit Bandleader. Posaunist, Bassist (Karosseriebauer) übt in Heizungsraum. Schlagzeuger (Creative director in Werbefirmer) sitzt im Studio neben Herrn Braun am Mischpult. Band spielt im Hafen.
02. Stade: Atomkraftwerk
Bauten des Atomkraftwerkes an der Elbe. Innenaufnahmen des Reaktors. Techniker geht durch Schleuse. Fluchtwege markiert mit Pfeilen. Techniker gehen durch Schutztür. Mann wiegt sich auf Waage. Zentraler Leitstand. Reparaturarbeiten am Relais. Turbinen.
03. Berlin: 9. Kongress des DGB
U-Bahn fährt vor Siegessäule. Orchester spielt. Geiger. Cellist. Georg Leber, groß. Heinz Oskar Vetter, Vorsitzender des DGB: "Versuche, von außen her den Gewerkschaften vorzuschreiben, das sollt Ihr tun und jenes nicht, sind in einer freien Gesellschaft abzuweisen. Wir setzen uns ein für die weitere Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. In diesem Sinne erkläre ich den 9. ordentlichen Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes für eröffnet." Zeichner beim Zeichnen von Portrait Willy Brandt. Helmut Schmidt, groß. Rainer Barzel, groß, Willy Brandt, groß. Delegierte klatschen. Verschiedene Einstellungen von DGB-Delegierten, Gäste aus fremden Ländern. Abstimmung: " ... wer der Empfehlung folgen möchten, bitte ich um das Kartenzeichen." Heinz Oskar Vetter: "Alle Gewerkschaften haben eigentlich die gleiche Wurzel. Sie sind geboren aus der Notwehrsituation, in der sich die Arbeitnehmerschaft befand in den Klassengesellschaften. Aber die deutschen Gewerkschaften haben einen historischen Weg genommen, der ihnen ermöglichte, nach 1945 zu Einheitsgewerkschaft zu werden. Ich denke, man muss, wenn man ein Urteil finden will, über die Effektivität der verschiedenen Gewerkschaftsorganisationen in Europa, daran denken, dass alle ihre nationalen Züge tragen, und wie wir hier in der Bundesrepublik froh sind, unsere Einheit erhalten und bewahren zu können, so werden andere Gewerkschaften in Europa sicher auch zu der Erkenntnis kommen, dass nur in der Einigkeit, über die Weltanschauung hinweg, die wahre Stärke der Arbeitnehmerschaft liegen wird." Plakate und Bilder der Gewerkschaftsbewegung. Mann verteilt Schriften. Mädchenbeine gehend mit Minirock. Verschiedene Teilnehmer und Funktionäre (Klunker). Fähnchen vieler Länder stehen auf Tisch.
04. Kassel: documenta 5
Gehende Ausstellungsbesucher mit Tüten. Plakat - Schafe mit verschiedenen Aufschriften: "Documenta 5 für wen? - Eintritt 7 DM - Dafür muss ein Arbeiter mindestens 1 Stunde arbeiten." Bilder werden auf Leinwand projiziert. Stadt Kassel von oben. Gemälde bildfüllend. Pferd an Zügel, realistisch gemalt, verschiedene Motive, "Gordon Gin Flasche. Liegender zerlumpter Mann." Projektion von Filmbildern. Mädchen in BH an Ballettstange. Sänger an Klavier, Buchstaben "Love" - BMW-Motor. Baby in Kinderwagen. Kitschfiguren, Gartenzwerge, Auto, Automat Schild über Museum "Kunst ist überflüssig". Zwei junge Männer rollen Holzräder über Wiese. Junge Leute hantieren mit langen bunten Stäben. Junge Leute stecken Köpfe durch Löcher unter Plastikhaube "Klima 2 Atemzone." Spiegel - Titelseiten leuchten auf. Treppenhaus mit runder Treppe von oben. Zeppelin. Kleines Zimmer mit weißem Bett. Moderne Gesichter von jungen Betrachtern und Betrachterinnen, groß. Schaf - Plakate: "Die Kunst der Reichen - denken sie mal darüber nach."
05. Alpensegelflug
Segelflugzeug startet. Luftaufnahme bei Flug, das Heck des Flugzeuges im Bild. Armatur. Fliegendes Segelflugzeug. Flug an Felsen vorbei über Schneeberge. Aufsteigende Nebelfelder. Segelflugzeug bei Kunstflug am Himmel. Kamera auf Flugzeug filmt bei Kunstflug (Schraube). Im Glas der Pilotenkanzel spiegeln sich Felsen, Erde, Himmel und Wolken bei Drehung. Luftaufnahme von überflogenem Dorf und Wald. Landung des Segelflugzeuges mit montierter Kamera auf dem Dach.
Sprechertext
Swing in Hamburg» Eine kleine Big-Band hat sich dem Sound der Goodman, Dorsey und Miller verschrieben. Sie spielen - nur so - für sich allein, jeden Freitag und ein einziges Mal für das Publikum des Deutschlandspiegels.
Walter ist ihr Bandleader und Arrangeur; er schreibt zur Zeit seine Doktorarbeit in Jura.
Peter, der Gitarrist, ist Soziologe. Er arbeitet als Assistent an der Universität. Freizeit ist für ihn Swing-time - seit Jahren schon, solange er denken kann.
Musik verbindet sie, die Studenten, Kaufleute und Techniker. Der Bassist ist gelernter Karosseriebauer, doch er arbeitet als Hausverwalter und übt - in der Heizungszentrale - um die Nachbarn nicht zu stören.
Der Schlagzeuger ist Creative-Direktor in der Werbung. Sein Job: Ideen zu finden und in Filmspots umzusetzen.
Und alle sind sie nebenbei Amateurmusiker ohne Sehnsucht nach dem großen Auftritt. Swing macht Spaß - und das genügt.
An der Elbe bei Hamburg entstand das Kernkraftwerk Stade, das zu den größten Europas gehört. Unter meterdicken Betonhüllen, die sogar einem Flugzeugaufprall standhalten würden, arbeitet der Reaktor. Die Heizkraft der 157 Brennelemente entspricht der von 3 1/2 Millionen Tonnen Steinkohle.
Allein 30 Millionen Mark wurden für die Sicherheit des Kraftwerks ausgegeben; zwar sind die Fluchtwege zu den Bunkern markiert, doch ein vielschichtiges Kontrollsystem macht das Kraftwerk zu einem Platz ohne Risiko.
Zwei Techniker im zentralen Leitstand genügen, um das Kraftwerk zu fahren. Meßtrupps überwachen ständig seine Funktionen.
Die Elektronik erlaubt es, Fehler in Sekundenschnelle durch Systemaustausch zu reparieren.
Die Kapazität der Turbinen, die von 56 Tonnen Uran angetrieben werden, genügt, um die Großstadt Hamburg mit Strom zu versorgen. Doch die Superlative der Technik haben wenig Bestand: Neue, größere Kraftwerke im Norden Deutschlands sind schon im Bau, denn die letzten Argumente gegen nukleare Betriebe sind widerlegt: die Elbe nimmt keinen Schaden, die Erwärmung ist gleich Null.
West-Berlin hat sich zu einer bedeutenden Kongreßstadt für das In- und Ausland entwickelt.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund - Vertreter von 7 Millionen deutschen Arbeitnehmern - verkündete in Berlin auf seinem 9. Kongreß sein neues Aktionsprogramm:
"Versuche, von außen her den Gewerkschaften vorzuschreiben, das sollt ihr tun und jenes nicht, sind in einer freien Gesellschaft abzuweisen. Wir setzen uns ein für die weitere Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. In diesem Sinne erkläre ich den neunten ordentlichen Bundeskongreß des deutschen Gewerkschaftsbundes für eröffnet."
Der Beifall der 450 Delegierten galt nicht nur ihrem Vorsitzenden, Heinz Oscar Vetter, sondern auch Bundeskanzler Willy Brandt, denn viele gesellschaftspolitische Ziele der Bundesregierung werden auch vom deutschen Gewerkschaftsbund angestrebt. Dieser Dachverband der deutschen Arbeitnehmer, in dem 16 weitgehend selbständige Einzelgewerkschaften zusammengefaßt sind, forderte weitere Verbesserungen für die Stellung der Arbeitnehmer in der Gesellschaft.
Seit Jahren schon pflegt der DGB einen offenen Meinungsaustausch mit Gewerkschaftlern aus Ost und West. Gaste aus 60 Nationen konnten sich davon überzeugen, wie effektiv die Arbeitnehmer an der Gesellschaft mitarbeiten könne, wenn sie in einer Organisation zusammengeschlossen sind, die nahezu alle Bereiche der Arbeitswelt umfaßt.
"Wir befinden uns in der Abstimmung» Wer der Empfehlung folgen will, bitte ich um das Kartenzeigen.
Danke sehr. Die Gegenprobe. Stimmenthaltung. Einstimmig so beschlossen."
Auch Probleme des Umweltschutzes, der Gesundheitspolitik und des Wohnungsbaus standen zur Diskussion. Sie können nur gelöst werden, so versicherte Heinz Oscar Vetter, wenn der DGB als Einheitsgewerkschaft die gesamte Arbeitnehmerschaft in der Bundesrepublik vertritt.
"Alle Gewerkschaften haben eigentlich die gleiche Wurzel. Sie sind geboren aus der Notwehrsituation, in der sich die Arbeitnehmerschaft befand, in den Klassengesellschaften,aber die deutschen Gewerkschaften haben einen historischen Weg genommen, der ihnen ermöglichte, nach 45 zu einer Einheitsgewerkschaft zu werden. Ich denke, man muß, wenn man ein Urteil finden will, über die Effektivität der verschiedenen Gewerkschaftsorganisationen in Europa daran denken, daß alle ihre nationalen Züge tragen, und wie wir hier in der Bundesrepublik froh sind, unsere Einheit erhalten und bewahren zu können, so werden andere Gewerkschaften in Europa sicherlich auch zu der Erkenntnis kommen, daß nur in der Einigkeit über die Weltanschauung hinweg die wahre Stärke der Arbeitnehmerschaft liegen wird."
Nichts für Leute mit Vorurteilen, so könnte man den Protest umdeuten. Die Dokumenta 5, eine der bedeutendsten Kunstausstellungen der Welt, will nicht durchlaufen sein. Sie muß erarbeitet werden.
Die Dokumenta in Kassel - einst das Museum für 100 Tage, 1972: ein Hunderttage-Ereignis - Aufbruch in eine total fremde Welt und doch ein Aufbruch in Bildwelten, die uns täglich umgeben.
Parallele Bildwelten: fotografischer Realismus, Abbilder und Wirklichkeiten, Kunst und Kitsch, die Dokumenta 5 hilft sehen lernen.
Kunst ist überflüssig! Eine Provokation der Bürger am Sonntagmorgen.
Kunst ist überflüssig - vielleicht das einzige Schlagwort, das die Künstler der Dokumenta geschlossen ablehnen. - Kunst ist alles, heißt die gängige These - auch wenn ein Künstler nicht mehr zur Ausstellung bringt als sich selbst.
Eine fremde Welt die doch die unsere ist. Sehen und Nachdenken.
Das Alltägliche kontrastiert mit individuellen Mythologien und den Werken der "Schizophrenen".
Dokumenta 5 - wer sie alle gesehen hat, weiß, daß viel geschehen ist, seit damals, als an diesen Wänden noch Picassos hingen.
Segelflieger nennen es die Krönung ihres Sports: Alpensegelflug. Etwas für Könner allerdings, denn der Reiz, Berglandschaften von oben fast lautlos zu erobern, bringt ein erhöhtes Risiko.
Trotz einer Höhe von 3.000 Metern: der Alpensegler fliegt immer in Bodennähe, denn er braucht die Aufwinde dicht am Gipfel. Oberstes Gebot: Auch über den abenteuerlichsten Schluchten, einen Platz zum Landen im Auge behalten.
Über mangelndes Interesse kann der Leiter der einzigen deutschen Alpensegelflugschule nicht klagen. Mehr als 400 Schüler wollen in diesem Jahr lernen, die Alpen segelnd aus der Luft zu entdecken.
Personen im Film
Barzel, Rainer ; Brandt, Willy ; Braun, Heinz ; Leber, Georg ; Schmidt, Helmut ; Vetter, Heinz Oskar ; Klunker
Orte
Berlin ; Hamburg ; Kassel ; Stade
Themen
DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) ; Kernkraftwerk ; Segelfliegen ; Swing Musik ; documenta (Kassel) ; Sachindex Wochenschauen ; Bibliotheken ; Buch, Bücher ; Musikalische Veranstaltungen ; Politische Veranstaltungen ; Schiffahrt ; Segelfliegen, Fliegen, Freiballon ; Städtebilder: Deutschland ; Körperteile: Augen, Nasen, Münder, Ohren, Bärte, Hände, Beine ; Kraftwerke ; Kunst ; Menschen ; Mitbestimmung ; Arbeitsleben ; Astrologie ; Ausstellungen ; Betriebsräte ; Gewerkschaften ; Energiewirtschaft ; 01 16 mm-Projekt ; 10 Findbuch Deutschlandspiegel
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