Sacherschließung
01. "Der Grosse Preis von Europa"
Für Rennbote der 350-Kubikzentimeterklasse wird auf der Elbe bei Hamburg ausgetragen. Unter den sechzig Fahrern aus sechs Nationen sind Welt- und Europameister - einer vorn ihnen: Kurt Mischke aus Berlin. Mit Spitzengeschwindigkeit von 150 Stundenkilometern gewinnt er alle drei Läufe.
02. "Der deutsche Tag"
Der EXPO 70 in Osaka wird von Bundespräsident Heinemann eröffnet. Tausende deutscher und ausländischer Besucher sehen die Sonderveranstaltungen, die aus diesem Anlass im deutschen Pavillon "Gärten der Musik" durchgeführt werden.
03. München
Bisweilen als die heimliche Hauptstadt Deutschlands bezeichnet, hat im Verlaufe von Jahrhunderten seinen Ruf als Musik- und Theaterstadt begründet. Im Jahre 1972 wird München für die Dauer der Olympischen Spiele auch das sportliche Zentrum für die Jugend der Welt sein. Der neue Fernsehturm auf dem Oberwiesenfeld ist bereits fertiggestellt, der Rohbau des Olympiastadions ist nahezu vollendet. Zur Häfte überdacht und mit heizbarem Rasen wird es Platz für 80.000 Besucher bieten.
04. In Raisting,
am Ammersee wickelt die Weltrsum-Antenne der Deutschen Bundespost im Wechsel mit ausländischen Stationen den gesamten Telefon- und Bildverkehr zwischen Europa und den anderen Kontinenten ab. Nachrichtensatelliten im Weltraum dienen als Kontakstellen.
05. Das Passionsspiel,
von Oberammergau wird seit dem Jahre 1633 von den Einwohnern des bayrischen Holzschnitzerdorfes in jedem Jahrzehnt einmal aufgeführt. Millionen Besucher aus aller Welt haben bisher das Laienspiel von Leben und Sterben Jesu Christi gesehen.
06. Der Maler Max Ernst (79)
Gilt als einer der profilierten Vertreter des europäischen Surrealismus. Das Ausstellungshaus der Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart zeigt in einer Retrospektive 250 Werke des Künstlers.
07. Die deutschen Meisterschaften,
der Wildwasser-Kanuten in der Griesenschlucht auf der Loisach bei Garmisch-Partenkirchen sind zugleich Prüftest für Teilnehmer an den Olympischen Spielen 1972 in München. Mit seinem Kajak wurde Titelverteidiger Bernd Kast erneut Deutscher Meister.
Sprechertext
Ein Hauch von Rizinus und Metanol lag über der Elbe bei Hamburg: Europas Rennboot-Stars trafen sich zum sportlichen Kampf um den "Großen Preis von Europa". Fliegender Start zum ersten der drei Läufe. 20.000 Zuschauer hatte das Duell der hochgezüchteten Rennmotoren angelockt. Schon bald lichteten Ausfälle das Feld der Teilnehmer.
6/ Sportler aus 6 Nationen hatten für den "Großen Preis von Europa" gemeldet. Zugelassen waren nur Motorboote der 350-Kubikzentimer-Klasse. Mit einer Geschwindigkeit bis zu 150 Stunden-Kilometern rasten die kleinen Kraftpakete über die Elbe.
Zum nassen Härte-Test für Fahrer und Boote hatten sich Welt- und Europameister eingefunden - unter ihnen Kurt Mischke aus Berlin - mit der Nummer 69 - der hohe Favorit an der Elbe.
Der Berliner enttäuschte seine Anhänger nicht: er gewann alle drei Läufe.
Deutscher Tag in Osaka. 24 Stunden lang stand die Weltausstellung Expo 70 im Zeichen des deutschen Kugel-Pavillons. Wie andere Staaten auch, präsentierte sich die Bundesrepublik für diesen Tag auf der großen Expo-Bühne.
Bundespräsident Heinemann eröffnete den Deutschen Tag. Die Ausstellungsleitung der Bundesrepublik war zufrieden: ein großes japanisches Umfrage-Institut hatte kurz zuvor herausgefunden: der deutsche Pavillon steht in der öffentlichen Gunst der Japaner an 6. Stelle - trotz der verwirrend ambitiösen Illustration zum deutschen Ausstellungs-Thema: "Gärten der Musik". Sie blieb in der Bundesrepublik nicht unumstritten, die Expo-Besucher aber verstanden und akzeptierten sie als Hinweis auf das Land der großen Musiktradition.
Die Kessler-Zwillinge sangen und tanzten an diesem Tag für die Bundesrepublik. Der Sänger Freddy half und auch der Bielefelder Kinderchor.
München. Manche nennen es ein Millionendorf und viele eine Großstadt mit Herz.
In Jahrhunderten begründete München seinen Ruf als Musik- und Theaterstadt, als Ort ausgelassener Feste, als natürlichen Nährboden einer heiter-sorglosen Lebensart. Heute ist München längst auch ein Industrie- und Handelszentrum geworden. Aber seinen Bewohnern sagt man nach, daß sie ihr gemütliches Naturell im harten Leistungswettbewerb einer modernen Industriegesellschaft nicht verloren haben. Hofbräuhaus und Pinakothek, krachlederne Originalität und kultivierte Weltoffenheit - Gegensätze, die nicht nur den Charme Münchens ausmachen, sondern vielleicht auch helfen, sich in seine neue, ungewohnte Rolle als Stadt der Olympischen Spiele 1972 zu finden.
Kräne, Baugruben, Straßensperren - München bereitet sich sichtbar auf die Touristen-Flut im Sommer 72 vor.
Auf dem Oberwiesenfeld. Der neue Fernsehturm, das Wahrzeichen des Olympia-Geländes und später Wegweiser für die Besucher aus aller Welt. Auf Deutschlands sportlicher Baustelle Nummer eins herrscht Hochbetrieb. Die Anlage der Spiele und das olympische Dorf - bald komfortable Herberge für 12.000 Athleten - werden pünktlich zu Beginn der Spiele fertig sein.
Das Stadion ist im Rohbau fast vollendet. Zur Hälfte überdacht und mit heizbarem Rasen wird es Platz für 80.000 Menschen bieten.
Auch wenn die sportliche Welt in zwei Jahren auf München blickt: die Münchner selbst behalten ihre Ruhe und bewältigen gelassen den Alltag. Szenen auf dem Viktualien-Markt.
Zwei Welten berühren sich im idyllischen Raisting am Ammersee. Die Weltraum-Antenne der Bundespost wickelt schon heute im Wechsel mit ausländischen Stationen den gesamten Telefon- und Bildverkehr zwischen Europa und den anderen Kontinenten ab. 1972 fällt Raisting eine besondere Aufgabe zu: seine Antennen werden die einzigen Bildbrücken zwischen den olympischen Kampfstätten und den Fernseh-Zuschauern auf der ganzen Erde sein.
Nachrichten-Satelliten im All sind die Kontaktstellen für die Weltraum-Antenne in Raisting. Sie steht bei den Sportfans in Europa seit zwei Jahren hoch im Kurs: damals übertrug sie die Olympischen Spiele in Mexiko.
Raisting leistet bei der Übermittlung einen zusätzlichen und notwendigen Kundendienst - die technische Angleichung der unterschiedlichenFernseh-Systeme.
Die Satelliten-Antenne von Raisting ist in das olympische Programm fest eingeplant. Sie wird - daran zweifelt in München niemand - technisch auf höchstem Stand sein, wenn Deutschland die Jugend der Welt empfängt.
Oberammergau. Wenn das bayerische Holzschnitzerdorf Bart trägt, weiß jedermann: es sind wieder 10 Jahre vergangen. Denn alle 10 Jahre führen die Oberammergauer ihr Passionsspiel vom Leben und Sterben Jesu Christi auf, das sich bei Freunden christlichschlichter Laientheater im In- und Ausland großer Beliebtheit erfreut. Auch diesmal stellen sich 1.700 Dorfbewohner in den Dienst des Gemeinschaftswerks. Oberammergau hatte sich zwei Jahre lang auf den Besucheransturm aus aller Welt gerüstet.
1,6 Millionen Menschen hatten Kartenwünsche angemeldet. Aber nur 520.000 werden die Passionsspiele miterleben können. 100 Aufführungen haben sich die Oberammergauer vorgenommen. Ihr Festspielhaus faßt 5.200 Zuschauer.
Die Aufführung des farbenprächtigen Passionsspiels geht auf ein altes Gelübde der Einwohner von Oberammergau zurück. Als 1633 die Pest ihr Dorf bedrohte, gelobten sie, den Leidensweg Jesu Christi in einem Schauspiel nachzuvollziehen, wenn sie verschont blieben. In diesem Sommer führen sie die Spiele zum 36. Male auf. Heute hat sich aus den frommen Anfängen von einst eine weltweite Attraktion entwickelt.
Stuttgart. 7 Wochen stand das Ausstellungshaus des Württembergischen Kunstvereins im Zeichen eines Malers, der es der Kunstkritik wie kaum ein zweiter schwer gemacht hat, sein Werk zu werten und es in die Kunstgeschichte verläßlich einzuordnen:
Max Ernst. Der heute 79-Jährige hatte die Ausstellung selbst mit vorbereitet. Sie sollte - so wünschte er - die letzte große Retrospektive zu seinen Lebzeiten sein. 250 Katalog -Nummern weisen die Stuttgarter Ausstellung als die bisher größte in Deutschland aus.
Erst vor einem Jahr wurde diese 47 Jahre alte Wandmalerei wiederentdeckt - eine phantastische Gartenlandschaft, Hauptstück des ersten surrealistischen Zyklus von Max Ernst. Ein Motiv, das häufig wiederkehrt: der Zusammenstoß von Freiheit und Gewalt. Die Technik: Öl, mit einem Schwamm aufgetupft.
"Bewegtes Meer" und "Geburt" der Komödie.
Noch ist die Frage nicht entschieden, welchen Platz Max Ernst in der reichen Geschichte des europäischen Surrealismus einmal einnehmen wird. Daß er dazu gehört, ist sicher. Die von ihm entdeckten Techniken der Collage und Frottage sind ebensowenig wegzudenken wie seine bizarren Motiv- und Themenkreise: unaufhörliche Versuche, hinter der Realität neue Welten aufleuchten zu lassen, absurde, grausame, komische.
Die Bronze-Plastik "Steinbock", entstanden 1964. Der Plastiker Max Ernst steht - wie die Kunstkritik meint - hinter dem Maler zurück. Die Stuttgarter Ausstellung eröffnet einen neuen Zugang zu den Motiven und der Bildtechnik eines Malers, der in seiner Heimat immer wieder von Neuem entdeckt wird.
In der Griesenschlucht trafen sie sich - Deutschlands beste Wildwasser-Kanuten. Auf der eiskalten Loisach bei Garmisch kämpften Routiniers und Jung-Kanuten um deutsche Meisterehren. Die 16. Titelkämpfe waren zugleich Prüftest für Medaillenanwärter bei den Olympischen Spielen in München.
Titelverteidiger Bernd Kast, gerade 21, hatte den Wildwasser-Kurs am besten im Griff. Er wurde mit seinem Einer-Kajak erneut Deutscher Meister.
Zeitlupen-Studien eines Sports, den der Nichtfachmann gern als spielerische Freizeitbeschäftigung verkennt. Schwimmweste und Kopfschutz sind Zeichen für seine Gefährlichkeit.
Wer sich unterwegs von seinem Kajak trennen mußte, hatte neben der Erfrischung einen zusätzlichen Trost: bis zur Olympiade sind noch 2 Jahre Zeit.
Personen im Film
Ernst, Max ; Freddy ; Heinemann, Gustav ; Heinemann, Hilda ; Kessler, Alice ; Scheel, Walter ; Kast, Bernd ; Mischke, Kurt
Orte
Garmisch-Partenkirchen ; Hamburg ; München ; Oberammergau ; Osaka ; Raisting ; Stuttgart
Themen
Malerei ; Wassersport ; München ; Olympiaturm München (Fernsehturm) ; Sachindex Wochenschauen ; Handel, Geldwesen ; Kajak, Kanu, Wildwasser ; Kameraleute, Kameramänner ; Fernsehen ; Fußgänger ; Motorbootrennen ; Musikalische Veranstaltungen ; Nachrichten, Nachrichtenwesen ; Olympiade 1972 ; Paddeln ; Photographen ; Post, Postwesen ; Rundfunk, Fernsehen ; Sport-Details, Fouls ; Sportpublikum, Sport-Zuschauer ; Städtebilder: Deutschland ; Körperteile: Augen, Nasen, Münder, Ohren, Bärte, Hände, Beine ; Kulturelle Veranstaltungen ; Kunst ; Menschen ; Verkehr: allgemein ; Wildwasser ; Zuhörer ; Berufe ; Ausstellungen ; Bauwesen ; BRD/Bundesrepublik Deutschland ; Sport ; Kanusport ; 01 16 mm-Projekt ; 10 Findbuch Deutschlandspiegel
Gattung
Periodika (G)
Genre
Monatsschau