Sacherschließung
01. Eröffnung der Saale-Brücke
Schnee fällt von Bretterzaun. Bauzaun von der Baustelle Saalebrücke wird entfernt. Die Saalebrücke, total. Schild: Herzlich Willkommen in der DDR. Drahtverhaue in der Saale. Sperren auf der Brücke.
02. Brandt in Paris
Brandt wird bei Ankunft vor Auto begrüßt, halbnah. Brandt umringt von Reportern. Wagen 0-3 fährt ab. NATO-Ministerratssitzung. Dean Rusk, halbnah. Brandt im Gespräch mit Couve de Murville halbnah. Händedruck Brandt mit dem französischen Außenminister, groß. Brandt neben Schröder, halbnah.
03. Paris: Englischer Fou Fou Ball
Junge Leute in verrückten englischen Moden tanzen auf Ball in Paris. Mann mit Zöpfen. Mädchen mit Pferdeschwanz. Tanzende Beine mit Netzstrümpfen und Ringelstrümpfen. Stripteasemädchen tanzen leicht bekleidet. Weiße Mäuse auf Arm von Tänzerinnen und auf Zylinder.
04. Jutta Hempel - Schachwunder mit 6 Jahren
Jutta Hempel rollert auf der Straße. Sie spielt mit Kindern Fußball. Langer Tisch mit Schachspielen. Jutta Hempel geht von Brett zu Brett und spielt gegen 20 Männer. Hand rückt Figur. Gesichter von Schachspielern, groß. Gesicht von Jutta Hempel, groß. Schachfigur, groß, setzt Matt.
05. Paris: Moderne Arche Noah
Künstler erhebt sich hinter künstlicher Schafherde. Zigarrenhalter. Nashorn, mit Bar, Nähkasten und Sekretär. Bett in Form einer aufgeklappten Ente. Frosch mit aufgerissenem Maul als Aschenbecher.
06. Berlin: Eiersilo
Schwenk über Hochhaus. Kisten mit Hühnern werden entladen. Junger Mann versucht flüchtendes Huhn einzufangen. Hühner werden in kleine Käfige gesetzt. Hühner picken Futter an Laufband und legen Eier auf Laufband.
07. Entenfarm Bölz
Enten rennen aus Stall. Gänse. Truthühner. Entenbraten an Haken. Truthühner werden in Plastiktüten verpackt. Braten auf Rost.
08. Schleswig Holstein: Schleppjagd
Hundemeute. Halali wird geblasen. Meute rennt über Feld. Hunde laufen. Sprung über Hindernis. Laufen durch Graben. Reiter im Wald und auf Feld. Blasen des Halali. Jagdherrin überreicht Tannenbruch. Hundemeute zerreißt Curree.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Informationen
Saale-Brücke
Kamera: Sommer
Brandt in Paris
Herkunft: Pathé Journal, Gaumont
Fou Fou Ball
Herkunft: Pathé Journal
Im Rampenlicht
Schachstudie (Jutta Hempel)
Kamera: Labudda
Vorwiegend heiter
Arche Noah
Herkunft: Gaumont
Berliner Eiersilo
Kamera: Wiers
Enten-Bölz
Kamera: Jürgens
Herkunft: Pathé Journal
Sport
Hubertus-Jagd
Kamera: Seib, Rühe, Rieck, Berwig, Brandes, Labudda
A und E
Sprechertext
Informationen
Im Blickpunkt dieser Woche steht das erste gesamtdeutsche Bauwerk seit Jahren. Die Saale-Brücke bei Hof ist fertig. Bauzaun-Demontagen nehmen Wiedervereinigungsgedenken vorweg. 5 1/2 Millionen Mark bezahlte die Bundesrepublik, Die Deutschen von drüben führten die Arbeiten aus.
Im Flußbett versperren Stacheldrahtverhaue den Fluchtweg, auf der Brücke selbst wischt ein ausgeklügeltes Kontrollsystem alle Wiedervereinigungsgedanken hinweg. Was bleibt, sind rund 30 Kilometer, um die der Weg von Berlin nach München verkürzt wurde.
Außenminister Brandt wählte Paris für seine Auslandspremiere. Neuorientierung verriet sein Blick auf den Stufen zum Elysée-Palast, und genauso wurde der Besuch von der internationalen Presse verstanden. Es ist lange her, seit die Meinungen eines deutschen Politikers in Paris gefragt waren. Nach einem Unter-Vier-Augen-Gespräch mit de Gaulle brillierte Brandt im NATO-Ministerrat. Er versprach, das Ziel, die Wiedervereinigung Deutschlands mit Mitteln zu betreiben, die einer Entspannung nicht im Wege stehen. Sein Kollege Couve de Murville und der französische Verteidigungsminister gratulierten ihm spontan. Erste Anzeichen eines Tauwetters in den deutsch-französischen Beziehungen.
Um die intimen Beziehungen zwischen Frankreich und England neu zu beleben, kam die britische Dancing-Society aus Film, Finanz und Adel nach Paris - für eine Nacht zum verrückt verrückten Fou-Fou-Ball.
Einzige Vorschrift des Abends: englische Kostüme mußten getragen werden. Niemand widersprach und so verlebendigten sich Jahrhunderte britischer Historie mit frivolem Akzent von Faistaff bis zu den Königinnen des Minirocks.
Bis zum frühen Morgen wurde gescherzt, kokettiert und geklimpert mit allem was man hatte. Die Hohe Geistlichkeit genoß, wovon man hinter Klostermauern nicht einmal träumen darf. Nur ein Witzbold versuchte das Vergnügen zu stören: zum Höhepunkt eines zünftigen Striptease entließ er einen Sack weißer Mäuse - mit unbekanntem Ziel.
Jutta Hempel
Sie ist erst sechs und macht doch schon Schlagzeilen. Neben Rum und salziger Meeresbrise ist Jutta Hempel eine neue Attraktion für die nördlichste Stadt Deutschlands. Als sie zwei wurde, zeigte sie Interesse, mit drei Jahren Verständnis und als Vierjährige intime Kenntnis eines Spiels, das bislang unbestrittenes Reservat männlicher Überlegenheit war.
Als jüngste deutsche Schachspielerin, die sich kürzlich gegen den deutschen Meister Hecht erst nach 1 1/2 Stunden geschlagen gab, hatte sie diesmal 12 alte Schachhasen gleichseitig an die Bretter gefordert. Sie kann weder Schreiben noch lesen, und Schachfiguren nennt sie "Püppis". Aber wenn sie mit ihnen spielt, spiegelt sich Anstrengung auf den Mienen der Gegner.
Das Schacb-ABC lernte sie von ihrem Vater, einem Flensburger Schachmeister. Heute kann sie - durch die richtige Bonbonsorte gestärkt - schwierige Lehrpartien aus dem Gedächtnis nachspielen.
Die Zweier-Konferenz ihrer Gegner bleibt ohne Erfolg: Jutta holt sich eine Püppi.
Der gesammelte Ernst der angetretenen Männerriege verwandelt sich in betretenes Schweigen, als das Ergebnis bekannt wird. Von-12 Partien gewinnt Jutta neun, zwei verliert sie, und ein Spiel endet remis.
Auf diesen Zug hat sie gewartet: Schach ... und matt!
Viechereien
Monsieur Lalanne nennt sich Künstler, der fest davon überzeugt ist, einen neuen Stil der Dekoration und Inneneinrichtung gefunden zu haben, Er verkitscht die Tierwelt, mißbraucht Libeilenflügel und Krebsscheren und scheut gelegentlich nicht einen Abstecher in die Welt des Obstes, wenn es ihm darum geht, Unvereinbares so Sinnlos wie möglich zu kombinieren. Das Weihnachtsgeschäft soll nicht schlecht gegangen Sein, berichten unsere Pariser Kollegen. Warum auch: schließlich koordiniert sein Nashorn mit Bar, Nähkästchen und Sekretär auf einmalige Weise die Interessen der ganzen Familie. Deutsche Warenhäuser wittern - nach moderner und antiker Welle - eine Chance, auch den deutschen Hausstand in eine Arche Noah umzuwandeln.
Nach Funkturm und Europa-Center hat Berlin ein neues Wahrzeichen. Für 6 Millionen Mark entstand ein Hochhaus, dessen erste Bewohner erst kurz vor Weihnachten einziehen konnten. "Eier-Silo" tauften die Berliner den 9-stöckigen Bau. Er wird 126.000 Hühner beherbergen, deren einziges Lebensziel es ist, je nach Kondition zwischen 80 und 85.000 Eier täglich zu legen.
Alles in diesem Haus ist Fließbandarbeit. Der einzige Mensch in jedem Stockwerk hat genug damit zu tun, die Eier zu zählen zu messen und die Hühner zur Produktivität zu ermuntern.
Schließlich, verehrte Zuschauer ist es an der Zeit eine Gedenk-Minute für all jene einzulegen, die in der Adventszeit ihren letzten Gang gegangen sind- Etwa 1 1/2 Millionen Enten und 375.000 Puter starben 1966 für Deutschland. 14 Wochen nur dauert der Lebensweg eines modernen Truthahnes vom Ei bis zur gesegneten Mahlzeit.
Bilanz dieser Festtage: der Bundesbürger erstschied sich mehr als in den Vorjahren für Puter. Der Vogel mit den sieben verschiedenen Geschmacksrichtungen verdrängte für wenige Tage den Adler als deutsche Symbol-Figur und fand in Familien, die etwas auf sich hielten, den Weg zur Röhre
Jagd im Sattel
Die Horner riefen zur letzten Jagd im alten Jahr. Die Losung Witternd, hetzt die Meute los, gefolgt von einer erlesenen Gesellschaft, die sattelfest und Börsenkursen und Bilanzen Ihr Vergnügen zwischen Wald und Feldern findet. Schleppjagd durch Schleswig-Holstein.
Über mehr als 10 Kilometer geht die Jagd. Sie ist gut, den die hungrige Meute forciert das Tempo.
Die Hindernisse sind niedriger als im Parcours, aber sie sind fest und daher gefährlich.
Die Wege durch die deutschen Jagdgründe stehen nicht frei zur Wahl wie in England, wo das Land dünner besiedelt ist. Dort erhöht lebendes Wild den Jagdreiz. Bei ans folgt das Feld nur der Fährte eines Tropfgefäßes mit Fuchslosung.
Und doch genügt die Illusion eines Abenteuers, um leidenschaftlich und zugleich prestigebewußt sich immer wieder auf den Augenblick zu freuen, wenn zur Jagd hinter der Meute geblasen wird.
Personen im Film
Brandt, Willy ; Couve de Murville ; Rusk, Dean ; Schröder, Gerhard ; Hempel, Jutta
Orte
Hof ; Berlin ; Paris ; Schleswig Holstein ; Westercheps ; Flensburg
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bauwerke in Deutschland ; DDR ; Grenze DDR/BRD, Grenzen ; Hunde ; Jagd, Jäger ; Kinder ; Schach ; Tanz ; Tiere (außer Hunde) ; Körperteile: Augen, Nasen, Münder, Ohren, Bärte, Hände, Beine ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Kunst ; Kunstwerke ; Männer ; Gesellschaftliche Veranstaltungen ; Außenpolitische Veranstaltungen ; Landwirtschaft ; NATO ; Aufbau ; Gastronomie ; Hunde ; Landwirtschaft ; 14 Findbuch Neue Deutsche Wochenschau Zeitlupe
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau