Die Zeit unter der Lupe 784/1965 02.02.1965

01. Grüne Woche in Berlin
Wehende Fahnen und parkende Wagen vor Ausstellungsgebäude der Grünen Woche. Lübke geht mit Frau Lübke und Begleitung durch die Ausstellung. Rosenstrauß, groß. Ausstellungsgelände. Äpfel in Schalen und Körben. Lübke streichelt ein Kalb im Stand. Lübke neben Frau Lübke, halbnah. Hühner in eine Stand. Blick von oben auf das Hühnergehege.

02. Auslaufen der "Deutschland"
Teileinstellungen des NATO-Schulschiffes. Offizier nimmt Abschied von seiner Familie. Matrose küßt seine Braut. Matrosen beim Losmachen der Leinen, total. Winkende Matrosen an Bord des Schiffes, total. Zurückbleibende winken vom Ufer. Totale des Schiffes. Winkende Frauen, halbnah.

03. Südvietnam: Demonstrationen der Buddhisten
Buddhisten laufen mit Transparenten und weißen Gewändern durch die Straße. Militär. Buddhisten liegen auf der Straße. Erschöpfter Demonstrant auf einer Bahre. Weinende Frau. Soldaten mit Gasmasken. Demonstranten laufen über die Straße.

04. Beisetzung Churchills
Turm von Big Ben zeigt ¼ vor 10 Uhr, groß. Marinesoldaten marschieren langsam durch die Straße. Weinende alte Frau. Auf einer Lafette wird der Sarg Churchills von den Marinesoldaten gezogen, total. Die Sankt Pauls Kathedrale, total. Marschall Konjew geht bei Ankunft zum Trauergottesdienst die Treppe zur Kathedrale hinauf. Ankunft von General de Gaulle, Königin Juliane mit Prinz Bernhard, Königinmutter Elizabeth, Prinzessin Margareth und Lord Snowdon. Vor ihrem Wagen Königin Elizabeth, Prinz Philip und Prinz Charles, total. Sie gehen nebeneinander die Treppe hinauf, halbnah. Soldaten tragen auf den Schultern den Sarg Churchills zu der Kirche. Vor dem Sarg geht zwischen alten Kriegskameraden Churchills Clement Attlee. Hinter dem Sarg gehen die Familienangehörigen Churchills. Lady Churchill neben Randolph Churchill, dahinter die Töchter Sarah und Mary, total. Die Trauergemeinde in der Kirche, total. Zwischen hohen Kandelabern steht der Sarg Churchills. Der Sarg wird aus der Kirche getragen, hinter ihm gehen die Familienangehörigen. Auf der Treppe der Kathedrale stehen Königin Elizabeth, Prinz Philip, Königin Mutter Elizabeth, Prinz Charles, total. De Gaulle, halbnah, Lord Home neben Harold Wilson, halbnah. Salutschuß vor der Tower Bridge. Der Sarg auf der Barkasse mit der Ehrenwache. Vor der Tower Bridge Kräne des Hafens von London. Düsenjägerstaffel.

05. Käpt'n Jack Bennetts 20.000 Berlin-Flug
Eine Pan American Maschine dreht auf dem Flugfeld. Käpt'n Bennett, halbnah. Eine Torte mit Flugzeug und Schrift 20.000. Flug, groß. Käpt'n Bennett mit Blumen, groß. Das Bundesverdienstkreuz in Schachtel, groß. Photographen, halbnah. Willy Brandt beglückwünscht Käpt'n Bennett. Rückblick: Flugzeug der Luftbrücke fliegt über Berlin. Landung einer Maschine der Luftbrücke. Flughafenkontrolle. Ausladen von Säcken aus Flugzeugladeraum. Abfahrt von Säcken mit Lastwagen. Bennett schließt die Gartenpforte bei Heimkehr in sein Haus in Berlin. Sein Haus, total. Er spielt mit seiner kleinen Tochter, die in Spielauto fährt. Bennett sitzt am Zeichentisch mit Rechenschieber und Zeichnungen. Seine Tochter zeichnet am Tisch. Bennett mit seinem Sohn vor einem kreisenden Spielzeugflugzeug. Spielzeugflugzeug mit drehenden Propellern. Bennett mit Gästen in seiner Hausbar. Bennett mit seiner Frau bei Kempinsky. Hummerplatte, groß. Drehender Propeller eines Flugzeuges. Bennett sitzt in der Pilotenkanzel und spricht durch Mikrofon. Er schließt das Fenster der Pilotenkanzel. Bennett spricht, O-Ton, groß: "Ich habe ein Haus in Berlin gebaut, meine Kinder werden da groß werden. Ich möchte immer in Berlin leben. Ich meine, in Berlin leidet man ... man riecht es - man riecht die Berliner Luft, sofort. Ich bleibe, ich geh' nicht fort." Drehender Flugzeugpropeller.

06. Fußball: Werder Bremen - 1. FC Köln 0:0
Zuschauer, bildfüllend, nur Männer. Spielszenen. Torwart fängt Ball. Aufmerksame Zuschauer, halbnah. Zuspiel der Kölner Spieler. Zwei Spieler fallen übereinander. Ball fliegt vor Tor, ZL. Bremer Stürmer schießt vergeblich auf das Tor. Diskutierende Zuschauer. Torwart faustet Ball hoch, ZL. Bremer Stürmer schießt Tor (Abseits). Der Schiedsrichter zwischen erregten Spielern. Torwart fängt Ball, ZL. Transparent der Zuschauer: Wer Glaubt An Spuk Und Geister - Werder Wieder Meister. Männer unter den Zuschauern mit Schnapsflaschen.

Anfangsmarke 4,6 m

Informationen:

Grüne Woche in Berlin 1965
Kamera: Pahl

Auslaufen der "Deutschland"
Herkunft: Fenstermaterial

Demonstrationen der Buddhisten in Vietnam
Herkunft: Metro

Blickpunkt

Churchill (Aufbahrung und Zeremonie)
Herkunft: Pathe News

Das Profil

Capt. Jack Bennett's 20.000 Berlin-Flug
Kamera: Jürgens, Zimpel

Sport

Fussball Werder Bremen/ 1. FC Köln
Kamera: Jürgens, Zimpel, Rieck, Brandes

Endmarke 3, -m

Die Agrarschau: Bundespräsident Lübke eröffnet die "Grüne Woche" in Berlin:
Vertraute Erinnerungen an seine Zeit als Landwirtschafts-Minister verbinden den Bundespräsidenten alljährlich mit der großen Agrarschau am Berliner Funkturm. Auf der Grünen Woche - dem Inbegriff für eine wohlpräparierte Prise internationaler Landluft in Großstadthallen - werben 850 Aussteller für ihre Produkte.
Nach den hohen Gästen werden die Berliner Gelegenheit haben, nachzuprüfen, ob sich die heißerkämpften Subventionen für den Getreidepreis in Zufriedenen deutschen Bauern-Gesichtern wiederspiegeln.

Die Weltreise - Die "Deutschland", das modernste NATO - Schulschiff, läuft aus:
Im Hafen von Kiel mischten sich die Vorfreude auf eine Fahrt durch die sieben Weltmeere mit den Gesten zärtlichen Abschieds für fünf Monate. 270 Seekadetten der Bundes-Marine sollen auf der "Deutschland", dem modernsten Schulschiff der NATO, die Welt kennenlernen.
Für die angehenden Offiziere werden die 28.000 Seemeilen allerdings kein reines Vergnügen sein; harte Arbeit und ein umfangreiches Ausbildungs-Pensum stehen ihnen bevor. Militärpolitische Verwicklungen sind nicht zu befürchten, denn die Krisengebiete der Welt liegen außerhalb der Reiseroute.

Der Staatsstreich Krisenherd Südvietnam wieder in der Hand der Militärs:
Südvietnam, das permanente außenpolitische Problem der Vereinigten Staaten wurde vom siebten Staatsstreich innerhalb von 14 Monaten erschüttert. Unter dem Druck von Demonstrationen, Hungerstreiks und buddistischen Selbstmord-Theater entglitt die Macht in die Hände amerikafeindlicher Militärs.
Angesichts der kommunistischen Aktivität im Priester-Gewand, wie die buddhistischen Aktionen genannt werden, und angesichts der kriegsmüden Bevölkerung, die fast ohne Sicherheit lebt, bleibt die Lage Amerikas in Vietnam soviel wie aussichtslos.

Winston Churchill - Sein letzter Weg:
Um 9 Uhr 45 verstummte Big Ben für den Rest dieses Tages. Die Welt nahm Abschied von Sir Winston Churchill. Die Marine, die er zweimal in Zeiten großer Not als erster Lord der Admiralität befehligt hatte, zog die Laffette auf dem historischen Weg Ton der Westminster Hall zur St. Pauls Kathedrale.
Nie zuvor hatte der Tod eines Staatsmannes so viele politische Repräsentanten aus aller Welt in London zusammengeführt.
Marschall Konjew aus Moskau, Charles de Gaulle, Partner Churchills in der Schluß-Phase des II. Weltkrieges; Königin Juliane und Prinz Bernhard der Niederlande. Von der britischen Königsfamilie: die Königin-Mutter - Prinzessin Margret und Lord Snowdon. - Als letzte Trauergäste Königin Elisabeth, Prinz Philip und der 16-Jährige Kronprinz Charles.
Nach einer Stunde - vorbei an den Stätten seines politischen Wirkens - dem Schatzamt, Innen-Ministerium, der Admiralität und Downing Street, erreichte der Zug die Kathedrale.
Die Lieblings-Hymne Churchills, eine Erinnerung an seine amerikanisch gebürtige Mutter, beschloß den kurzen Gottesdienst.
Nur begleitet von den nächsten Angehörigen nahm der Trauerzug seinen Weg durch die City zum Tower, der grauen Königsburg an der Themse. In stillem Gedenken grüßten Monarchen, Regierungs-Chefs und hervorragende Persönlichkeiten aus der ganzen Welt zum letzten Mal Winston Churchill.
Unter dem Salut der Artillerie und der Düsenjäger verließ der große Staatsmann und Parlamentarier die Stadt, von der aus er das britische Weltreich regiert hatte und seinen Verfall miterleben mußte.
Auf dem Dorffriedhof von Bladon - nahe seinem Geburtshaus - fand Winston Churchill seine letzte Ruhestätte.

Starpilot Bennet:
Unsere Kameras erwarten hier ausnahmsweise keine politische Prominenz, keine erfolgreichen Sportler oder Filmstars. Berlin empfängt Captain Jack O. Bennet nach seinem 20.000 Flug zwischen der Bundesrepublik und der geteilten deutschen Hauptstadt. Mit dem Bundesverdienst-Kreuz erster Klasse würdigte Willy Brandt seine Leistungen für Berlin, die 1946 begannen, als er die erste amerikanische Zivilmaschine in Deutschland landete und als erster Blockadebrecher die Millionenstadt mit Nahrung aus der Luft versorgte. Jede Minute landete ein Flugzeug. Sechs Tage in der Woche war Bennet im Einsatz.
In diesen fast 20 Jahren ist der Star-Pilot der Pan-Am mit Berlin verwachsen. Heute, da ihm 15 Tage jedes Monats für sein Privatleben bleiben, erprobt, verbessert oder entwickelt der ehemalige Student der Luftfahrt-Technik in seiner Villa am Halensee die jüngsten Einfälle seinen mehr als 140 Patente.
Seine Gäste unterhält Bennet durch amerikanisches Understatement und Berliner Humor. Und in seinem bevorzugten Restaurant, dem Grill-Room bei Kempinski, schätzt man seine hohen lukullischen Ansprüche.
Bemerkenswert bleibt schließlich noch ein ehrliches Kompliment an Berlin, ausgesprochen von einem amerikanischen Flug-Kapitän, dem in 35 Flieger - Jahren keine Weltstadt unbekannt geblieben ist.
"Ich habe ein Haus in Berlin gebaut, meine Kinder werden da groß werden. Ich möchte immer in Berlin leben. Ich meine, in Berlin leidet man ... man riecht es - man riecht die Berliner Luft, sofort. Ich bleibe, ich geh' nicht fort."

Fußball-Taktiker:
Das größte Fußball-Ereignis für die Hanse-Stadt Bremen seit Kriegsende lenkte für 90 Minuten den Blick auf das überfüllte Weserstadion. 40.000 hatten die Winter-Sport-Saison vergessen und verfolgten das Duell der Meisterschafts-Rivalen der Bundesliga. Werder-Bremen und der 1. FC-Köln - vor dem Anstoß ganz in weiß - zelebrierten ein fast exaktes Sandkastenspiel, getreu dem Rezept ihrer Trainer. Tore sind eingeplant.
Trotz überhitzter Strafraum-Szenen bekommen die Bremer langsam kalte Ohren als ihrer sturmstarken Mannschaft auch am Beginn der zweiten Halbzeit kein Schuß in die Maschen glücken will. Die Kölner Taktik, Verteidigung um jeden Preis, funktioniert.
In der 67. Minute endlich glänzen 80.000 Norddeutsche Augen: Schulz schießt das Tor des Tages, doch die Pfeife des Schiedsrichters siegnalisiert abseits.
Mit diesem Unentschieden haben die Kölner erreicht, was sie wollten und die Bremer stärken ihren Optimismus durch vitaminreiche Aufbaustoffee. Na, dann Prost!

Veröffentlichungsdatum:

02.02.1965

Produktionsjahr:

1965

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Jürgens; Pahl, Georg; Rieck, Hans Jürgen; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch