Neue Deutsche Wochenschau 590/1961 19.05.1961

01. Gary Cooper Abschied von einem der größten Schauspieler Hollywoods. - Gary Cooper und Gattin kommen ins Bild, Cooper wird von Königin Elisabeth empfangen, C. wird der "Oscar" verliehen, Zifferblatt zeigt 12 Uhr, groß. Ausschnitte aus dem Film: "12 Uhr mittags".

02. New York. Erregende Aufnahmen vom Raumflug des US-Astronauten Shepard. - Steigende Raketen, Shepard im Raumfluganzug, groß, spricht in der Kapsel(O-Ton).

03. Minister Erhard unterzeichnete Wirtschaftsvertrag mit Spanien. Gemälde, Erhard am Tisch unterzeichnet Vertrag, Erhard im Gespräch mit Franco, beide groß.

04. Hamburg. "Goldene Kamera" für Chefkameramann Erich Stoll zum 50. Berufsjubiläum. - Die "goldene Kamera", Dr. Wiers überreicht Stoll die "Goldene Kamera", Herr Purzer gratuliert, Frau Pohl überreicht Blumen, Stoll bedankt sich, umarmt sie, Kamera, verschiedene Einstellungen, die Stoll hinter der Kamera während seiner Arbeit bei Filmaufnahmen mit brennender Zigarre zeigen.

05. Holland. Stapellauf eines 0, 01-t-Tankers in der Miniaturstadt Madurodam. - Besucher im Spielpark, Mann an einem Pult bei der Taufrede, Miniaturschiff läuft vom Stapel, gleitet in das Wasserbecken (Miniaturhafen), jubelnde Zuschauer, Mann mit Hut winkend, das schwimmende Miniaturschiff.

06. Bremerhaven-Blexen. 25.000/Tonnen Schwimmdock für Ägypten lief vom Stapel. - Blick auf das Außen- und Innen- Dock, Mann füllt Flasche mit (Nil-) Wasser, groß, Zuschauer, Flasche wird an die Dockwand geworfen, Arbeiter kappen die Haltetaue, Schwimmdock gleitet ins Wasser, Totale des Docks.

07. Fürth. Int. Bayerwald-Wildwasser-Regatta auf der Ilz im Regen. - Gebirgs-Waldlandschaft mit See, verschiedene Einstellungen von Kanufahrern in rasanter Fahrt im reißenden Wildbach, ein Kanu kieloben.

08. Unsere Jugend. II. "Wenn sie der Rhythmus packt". Eine filmische Betrachtung über Teenager, Twens, Schallplatten und Musik. - Junge Männer (Rundfunktechniker, Fernmeldetechniker, Maschinenschlosser) an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen, eine jugendliche Jazzband, Ralph Berwig Gitarre spielend, groß, junger Mann am Schlagzeug, junger Mandolinenspieler, junger Kornettbläser, jeweils groß, überfüllter Konzertsaal mit Jugendlichen, Jubel und begeistertes Winken, ein Klarinettenspieler, groß, Freddy Quinn singt (O-Ton), Heidi Brühl singt: "Wir wollen niemals auseinandergeh'n" (O-Ton), Musiker am Schlagzeug, Saxophonist, 2 Posaunisten, jeweils groß, großes Jazzorchester, verschiedene Instrumentalisten, tobende Jugendliche. - Schallplattenladen, Hans-Joachim Peters interviewt Verkäuferin und junges Mädchen im Laden, ferner junge Leute, einen Polizisten und einen Jungen auf der Straße (O-Ton), Schallplattengeschäft, Verkäuferin reicht jugendlicher Käuferin Schallplatte in einer Hülle über den Ladentisch. Wolfgang Kretschmar spricht als Vertreter einer der. größten deutschen Schallplattenhersteller, groß (O-Ton), verschiedene Einstellungen von Maschinen bei der Herstellung von Schallplatten, goldene Schallplatte, große Halle mit arbeitenden Menschen, Frauen packen Schallplatten in die Verkaufshüllen, sich drehende Schallplatte, groß. - Mann schiebt Geld durch Kassenfenster, junge Leute (auch Farbige) in einem Konzertfoyer, Violinsolisten auf Podium eines Konzertsaales mit Orchester musizierend, die Violinistin, groß, setzt Violine ab, bedankt sich beim Dirigenten, applaudierendes Publikum. - Jugendliche Zuhörer eines Jazzkonzertes in hektischer Stimmung, verschiedene Einstellungen einer "wild" musizierenden Bigband. - Blasorchester auf der Straße "gut" musizierend, Menschen im Konzertsaal, Dirigent ein Symphonieorchester dirigierend, verschiedene Einstellungen von musizierenden Orchestermusikern, eine Hornistin, groß. Musik-Box.

Anfangsmarke

Gary Cooper, Rückblick
Herkunft: Metro, Vorspann High Noon

Raumflug Alan Shepards
Herkunft: Metro

Bu.-Min. Erhard b. Franco
Herkunft: No-Do

Erich Stoll: 50. Berufsjubiläum + Gold. Kamera
Kamera: Rieck

Miniaturtanker-Stapellf. Madurodam
Herkunft: Polygoon

Schwimmdock-Stapellf.f.Ägypten, Bremerhaven
Kamera: Brandes

Wildwasserfahrt auf d. Ilz
Kamera: Vlasdeck

Unsere Jugend + die Musik II: "Wenn sie d. Rhythmus packt"
Kamera: Brandes, Oelsner, Seib
Herkunft: Archiv

Endemarke 3,1 m

Gary Cooper
Die Filmfreunde in aller Welt trauern um einen grossen Filmschauspieler. Gary Cooper ist einem Krebsleiden erlegen. Hier sehen wir den in allen Sätteln gerechten Cowboy-Helden noch einmal bei einem Empfang durch die englische Königin, und bei der Verleihung des "Oscar", der höchsten amerikanischen Film-Trophäe. Unvergesslich wird allen seinen Anhängern der Film "12 Uhr mittags" bleiben. (Originalton)

Pie aktuelle Information

New York:
Per Raumflug des ersten amerikanischen Astronauten, Alan Shepard, wurde nicht nur von der Erde aus verfolgt. Eine automatische Kamera filmte den Weltraumflieger während der 15 bangen Minuten zwischen Himmel und Erde, wie er unterwegs - ständig im Funkverkehr mit der Bodenstation - selbständige Manöver ausführt.

Madrid:
In Spanien unterzeichnete Bundeswirtschaftsminister Erhard ein Abkommen über deutsche Wirtschaftshilfe in Höhe von 250 Millionen Mark. Anschliessend erörterte der Vizekanzler in einem Gespräch mit dem spanischen Staatschef Franco den engeren Anschluss Spaniens an die westeuropäische Staatengemeinschaft.

Hamburg:
In Hamburg feierte der Nestor der deutschen Film-Reporter an seinem 65. Geburtstag auch sein 50. Berufs-Jubiläum. Ein halbes Jahrhundert lang ist unser Chef-Kameramann, Erich Stoll, den Aktualitäten in ganz Europa nachgejagt. An seinem Ehrentag wurde er für seine unermüdliche Tätigkeit im Dienste der Wochenschau mit der "Goldenen Kamera" ausgezeichnet. Wo immer etwas los war, er war dabei und selbst in spannenden Momenten handelte er nach der Devise: "Immer mit der Ruhe und einer guten Zigarre". Erich Stoll ist zum Vorbild für eine Generation von Kameramännern geworden.

Holland:
Im holländischen Spielpark Madurodam entzückte dieser Tage der seltene Stapellauf eines 1/100-to-Tankers nicht nur die Kinderherzen. Das Miniatur-Schiff ging stürmisch umjubelt auf grosse Fahrt ins Paradies der Kleinen.

Bremerhaven:
Ebenfalls vom Stapel lief zur gleichen Zeit in Bremerhaven-Blexen ein 25.000-to-Schwimmdock. Das 230 m lange und 44 m breite Trockendock wurde anstelle von Sekt mit Nilwasser getauft. Dann kappten die Arbeiter die Taue. Die Gutehoffnungshütte hat diese schwimmende Reparatur-Werkstatt für die Suez-Kanal-Gesellschaft in rund zehn Monaten gebaut. Damit besitzt die Vereinigte Arabische Republik zu Dienstleistungen an beschädigten Kanal-Schiffen jetzt das erste grössere Schwimmdock.

Fürth:
Beim internationalen Bayerwald-Wildwasser-Rennen auf der Ilz blieben weder Fahrer noch Zuschauer trocken. Die Kanuten mussten ihr ganzes Können aufbieten, um bei Hochwasser nicht baden zu gehen. Von den 25 Teilnehmern fielen zehn aus. Ein Wolkenbruch während des Rennens sorgte dafür, dass auch die Slalom-Fahrer, die heil durch die Strudel geschossen waren, vor dem Ziel bis auf die Haut durchnässt wurden.

Unsere Jugend II.
Unsere Jugend lebt in einer Zeit, die den Alltag entzaubert hat. Die nüchterne, fast abstrakte Umgebung, in der wir leben müssen, lässt kaum Raum für Gefühle. Und trotzdem: der Jugendliche, der tagsüber am Arbeitsplatz steht, wehrt sich unbewusst dagegen, ein so altmodisches Erbgut wie das Gemüt verkümmern zu lassen. Er fordert das Gefühl und er fordert die Stimmung. Und ob hektisch oder sentimental, er findet sie in der Musik. Sei es im Bannkreis der Musikbox oder im Dunstkreis eines Jazzkellers, die Musik hat in unserer Gegenwart einen entscheidenden Platz eingenommen. Noch nie zuvor hat es so viele jugendliche Musikanten gegeben. Diese 4 Hamburger Jungs einer Amateur-Band ohne Namen, spielen nach Feierabend lediglich zu ihrem eigenen Vergnügen. Der Gitarrist ist von Beruf Kamera-Assistent. Der Rundfunktechniker bedient ein selbstgebasteltes Schlaginstrument. Der Fernmeldetechniker entflieht der Technik mit Hilfe seiner Mandoline. Und der junge Maschinen-Schlosser bläst das Cornett. Die Mehrheit unserer 8 Millionen Jugendlichen jedoch teilt die Begeisterung an der Musik auf sehr passive Weise. Sie wird erst dann aktiv, wenn es gilt, zu jubeln, oder Enthusiasmus zu zeigen. Und dieser Enthusiasmus konzentriert sich von Saison zu Saison auf ganz bestimmte Idole.
Der Rausch am Jazz, wurde unmittelbar nach dem Kriege akut. Doch Szenen wie diese, die wir getrost als Kinderkrankheiten bezeichnen dürfen, gehören Gott sei Dank zur Vergangenheit. Die Jugendlichen sind wählerischer geworden. Sie kultivieren ihr Musikbedürfnis an weitaus ruhigeren Veranstaltungen und an der Schallplatte, deren Käufer vor allem Jugendliche sind: (Originalton)
1960 kauften Jugendliche in der Bundesrepublik 20 Millionen Schallplatten. Das sind 5 Millionen mehr, als 1938 in Deutschland produziert wurden. Wolfgang Kretschmar, der Vertreter einer der grössten deutschen Schallplatten-Hersteller, sagte uns: (Originalton)
Die Phono-Industrie kommt diesen Wünschen jugendlicher Konsumenten natürlich gern entgegen. Die Pressen stehen nicht still und Millionen von Schallplatten rollen jährlich auf den Markt. Die Musik-Konserven der Unterhaltungs-Industrie, die zu Tausenden in die Matrizen geritzt werden, versuchen auf immer neue Art, für ihre Konsumenten attraktiv zu sein. Auf goldenen Platten wird eine trostspenderische Gefühlskost serviert: Ersatzwelt am Feierabend.
Aber leichte Musik und ernste Musik sind nur scheinbare Gegensätze. Die Schlangen an den Vorverkaufsstellen der Bühnen und Konzerthallen beweisen es immer wieder. Nur dass die Anhänger dieser Kunst von ihren Empfindungen nicht halb so viel Aufhebens machen, wie die Liebhaber des Jazz. Unterschiedlich zu bewerten ist in jedem Fall das Musikerlebnis. Die Kräfte, die hier mobilisiert werden, haben den Veranstaltern solcher Shows noch jedesmal zu grossen Sorgen verholfen. Viele haben drohend den Finger erhoben; nur denken sie nicht daran, dass sich das Gefühl, dem man zu enge Grenzen gesteckt hat, einen Weg sucht. Diese Jugendlichen tun genau das Gleiche, nur tun sie es auf andere Weise. Alle aber verbindet die gemeinsame Begeisterung für die Musik.

Veröffentlichungsdatum:

19.05.1961

Produktionsjahr:

1961

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Oelsner; Rieck, Hans Jürgen; Seib, Gerhard; Vlasdeck, Willy

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Polygon; No-Do; Metro

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch