Sacherschließung
01. Berlin: 125 Jahre Berliner Feuerwehr
Feuerwehrmann rollt Feuerschlauch aus. Berlins modernste Feuerwache von außen. Bürotrakt. Alarm. Feuerwehrleute eilen zum Mannschaftswagen. Autos fahren heraus. Alter Löschwagen von 1851 mit der Mannschaft. Auf dem Kurfürstendamm Parade von alten und neuen Feuerwehrwagen. Flughafenfeuerwehr im Flughafen Tegel. Demonstration eines Flughafenlöschfahrzeuges, der aus Entfernung von 75 m löschen kann. Löschboote der Feuerwehr auf der Havel. Froschmänner der Feuerwehr springen ins Wasser. Bringen einen Ertrunkenen aufs Boot. Übungen in Lebensrettung. Erste Hilfe-Lehrgänge der Feuerwehrleute. Einsatzzentrale mit moderner Nachrichtentechnik. Feuerwehrautos fahren mit Martinshorn und Blaulicht durch die Straße. Feuer im Erdgeschoss eines Mietshauses aus der Gründerzeit. Feuerwehrleute spritzen Wasser in den Brandherd. Einwohner gehen durch das rauchige Treppenhaus, unterstützt von Feuerwehrleuten.
02. BRD: Wahlkampf I. (SPD und CSU)
Jungwähler groß, nah erzählen, warum sie CDU, FDP oder SPD wählen werden. "Fabrik" in Hamburg Informationsabend der SPD mit Jazz-Band, Willy Brandt, Günter Grass. Günter Grass spricht, O-Ton: "Ich glaube, dass es viele gibt, die 1972 in den Wählerinitiativen gearbeitet haben und die in diesem Bereich enttäuscht sind. Und trotzdem gibt es bei diesem Bundestagswahlkampf mittlerweile wieder über 200 Initiativen, die trotzdem weiterarbeiten. Ich finde das richtig so. Man soll allerdings dann das, was man einzuklagen hat, auch an Versprechen, auch an Willy Brandts Wert "mehr Demokratie wagen" - immer wieder erinnern. Das ist auch für mich der Grund, hier bei dieser Veranstaltung auch an die Missstände, verbunden mit dem Radikalenerlass, das zu erwähnen." Willy Brandt redet, O-Ton: "Der so genannte Radikalenerlass hat überhaupt nicht neues Recht gesetzt, sondern hat den Versuch gemacht, Anfang 1972 die Praxis in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland auf einen Nenner zu bringen. Dies ist misslungen - und darauf bezieht sich mein Satz: Ich hab mich geirrt, dass dies zu mehr Rechtsstaatlichkeit führen würde - und deshalb sind die Bundesregierung und die sozialistisch geführten Länder übereingekommen, diese Vereinbarung der Ministerpräsidenten für obsolet, also überholt zu betrachten." Franz-Josef Strauss in Fernsehdiskussion mit den Wählern. FDP-Wahlveranstaltung mit "Truck Stopp" und Ertl, Friderichs und Genscher. Genscher gibt Autogramme auf den Fußbällen. Genscher spricht, O-Ton: "Wir nehmen den Handschuh auf. Fangen wir doch dann gleich damit an, dass der Bund endlich die Kompetenz für die Bildungspolitik übertragen bekommt. Das ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, deshalb gehört diese Zuständigkeit zum Bund. Hier können CDU und SPD zeigen, ob sie bereit sind, endlich die Voraussetzungen für die bildungspolitischen Entscheidungen eines modernen Industriestaates zu schaffen." Jugendliche. Maihofer groß, nah. Musikkapelle dirigiert von Kurt Edelhagen. Helmut Kohl, Franz-Josef Strauss, Publikum. Kohl spricht, O-Ton: "Wenn von jetzt bis 1985 1,2 Millionen junger Mitbürger aus den Schulen herauskommen, aus jenen geburtsstarken Jahrgängen, und Ausbildungs- und Studienplätze und dann Arbeitsplätze brauchen, dann ist es eine Sache der Solidarität der ganzen Nation. Aber das ist nicht nur eine finanziell-wirtschaftliche Frage, das ist auch eine geistige Herausforderung an uns alle. Ich sage uns, weil es Zeit ist zuzugeben und zu bekommen, dass wir alle - auch wir in der Union, an einigen Punkten gegen jenen Zeitgeist im Bereich von Pädagogik und Schulpolitik nicht entschlossen genug vorgegangen sind. Es ist Zeit, manchen Quatsch aus der deutschen Bildungs- und Schulpolitik endgültig zu verbannen." Jugendliche Zuhörer.
Franz-Josef Strauss groß, nah. Biedenkopf groß, nah. Ein Jugendlicher erzählt warum er CDU wählt. Ein FDP-Wähler und SPD-Wähler, O-Ton: "Ich habe mich für die CDU entschieden, weil gerade das Engagement von Helmut Kohl für die Jugend mir in Zukunft verspricht, dass ich mit Problemen wie Jugendarbeitslosigkeit und Numerus clausus vielleicht besser fertig werde, gerade nach den Enttäuschungen der SPD-FDP-Koalition." "Diese FDP hat versprochen, diesen Numerus clausus nach der Bundestagswahl in den wesentlichen Bereichen abzuschaffen, und das ist für mich eine existenzielle Frage, und deshalb werde ich bei der Wahl FDP wählen." "Ich wähl deshalb die Sozialdemokraten am 3. Oktober, weil ich auch der Meinung bin, dass sie im Rahmen der Wirtschaft für mehr Demokratie, für mehr - für noch mehr Mitbestimmung der Arbeitnehmer sorgen werden und deshalb bin ich dafür, die Sozialdemokraten zu unterstützen."
Herkunft / Inhaltsart
125 Jahre Berliner Feuerwehr
Herkunft: BNF
Wahlkampf I (SPD und CSU)
Kamera: Jürgens, Jürgens, Bennacef
Wahlkampf II (FDP und CDU)
Kamera: Luppa
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-in Berlin: 125 jahre Feuerwehr
West-Berlin, Suarez-Straße. Ein moderner Zweckbau, vielleicht ein Bürogebäude. Im Innern verwalten scheinbar Bürokraten sich selbst. Doch blitzschnell wandelt sich die Idylle. Das Bürogebäude selbst scheint Beine zu bekommen. Berlinsjüngste und modernste Feuerwache in Aktion. In diesen Wochen feierte sie sich selbst: die Berliner Feuerwehr wurde 125 Jahre alt.
Im Juni 1851 stellte der frischernannte Branddirektor seine neuen Männer und Maschinen vor. Sie wurden ein Vorbild für viele städtische Feuerwehren in Deutschland. 125 Jahre später wurde das alte Gerät noch einmal unter Dampf gesetzt. Der historische Fahrzeugkorso über den Kurfürstendamm lockte Zehntausende an, Hochentwickelte Technik und Spezialisierung bestimmen heute die Feuerwehr. Jeder Flughafen beispielsweise hat seine eigene Feuerwehr. Ihre Spezialfahrzeuge sind mit Löschkanonen ausgerüstet, die noch auf 75 m Entfernung einen Brandherd bekämpfen können, West-Berlin hat längst auch eine nasse Feuerwehr - zwei Löschboote, die hohes Tempo fahren und aus 16 Rohren gleichzeitig ein Feuer unter Beschuß nehmen können. Im Alltagseinsatz sind sie jedoch meist Rettungsboote. Schwimmer, die ihre Kräfte überschätzt haben, Freizeitskipper in Seenot - sie sind es, denen die Feuerwehrmänner zu Hilfe eilen müssen. Erste-Hilfe-Lehrgänge gehören zur einjährigen Grundausbildung eines Feuerwehrmannes. Außerdem lernt er Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung. Rettungs- und Fernmeldedienst. Nach Zusatzlehrgängen und einer Abschlußprüfung darf er sich dann Berufs-Feuerwehrmann nennen. Die Einsatzzentrale ist mit moderner Nachrichtentechnik bestückt. Von hier aus werden 550 Einsatzfahrzeuge dirigiert. Gerade in einer Millionenstadt dürfen nur Minuten zwischen Alarm und Einsatz vergehen. In der dichtbebauten Großstadt würde sich ein Brandherd sonst schnell zu einem Großfeuer ausbreiten.
Hier brennt das Erdgeschoß eines Mietshauses aus der Gründerzeit. 5840 Brände mußte die West-Berliner Feuerwehr im Vorjahr löschen, eine Zahl, die deutlich macht, wie mehr eine hochtechnisierten Feuerwehr zur Grundausstattung unserer Ballungszentren und Großstädte gehört.
Dabei-in Hamburg, Essen, Dortmund: Jugend "76 und Bundestagswahlkampf
Originalton Jungwähler:
"Ich meine, daß wieder Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit in die deutsche Politik einziehen sollte, und das gewährleistet meiner Ansicht nach nur Helmut Kohl."
"Da ich Student werden will, der Numerus clausus ist bekannt, werde ich FDP wählen, da die FDP versprochen hat, den Numerus clausus abzuschaffen."
Ich wähle am 3. Oktober die SPD, weil ich meine, daß die Frauen nicht immer die Dummen sein sollen. Die Probleme die es gibt im Betrieb und in der Familie, können nur durch eine konsequentere Reformpolitik der Sozialdemokraten gelöst werden."
Bekenntnisse von Jung-und Erstwählern, die ihre Wahl schen getroffen haben. Doch viele sind noch unschlüssig. Um sie werben die Parteien so intensiv wie selten zuvor: die Union, weil sie den Trend der Jugend zur Mitte noch verstärken will, die SPD, um die reformenttäuschten, um ihre Zukunfts-Chancen bangenden jungen Leute bei der Stange zu halten.
Die "Fabrik" ein Freizeitzentrum in Hamburg. Willy Brandt hat eingeladen. Ihm zur Seite steht Wahltrommler Günter Grass, der den Rückgang der SPD-Wählerinitiativen beklagt und Gründe dafür sucht.
Günter Grass:
"Ich glaube, daß es viele gibt, die 1972 in den Wählerinitiativen gearbeitet: haben und die in diesem Bereich enttäuscht sind. Und trotzdem gibt es bei diesem Bundestagswahlkampf mittlerweile wieder über 200 Initiativen, die trotzdem weiterarbeiten. Ich finde das richtig sei. Man soll allerdings dann das, was man einzuklagen hat - auch an Versprechen - auch an Willy Brandts Wort "mehr Demokratie wagen" - immer wieder erinnern. Das ist auch für mich der Grund hier bei dieser Veranstaltung auch en die Mißstände, verbunden mit dem Radikalenerlaß, das zu erwähnen."
Willy Brandt:
Der sogenannte Radikalenerlaß hat überhauptnicht neues Recht gesetzt, sondern hat den Versuch gemacht, Anfang 1972 die Praxis in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland auf einen Nenner zu bringen. Dies ist hab mich geirrt, daß dies zu mehr Rechtsstaatlichkeit führen würde - und deshalb sind die Bundesregierung und die sozialistisch geführten Länder übereingekommen, diese Vereinbarung der Ministerpräsidenten für obsolet, also überholt zu betrachten."
Der sogenannte Radikalenerlaß scheint nur noch eine Minderheit zu interessieren. Die Mehrheit der Jugend sorgt sich um ihre Berufs- und Ausbildungs-Chancen - eine Sorge, die von den Politikern in Wahlveranstaltungen und Fernsehdiskussionen zu Wahlmunition verarbeitet wird.
Franz Josef Strauß:
"So hab" ich ja vorher beschwörend gesagt und ich sag's hier unpolemisch und ohne jede Gehässigkeit, man soll aufhören, die Berufsbildung zu ideologisieren. Man soll aufhören, sie total verschulen oder verstaatlichen zu wollen. Dieses Experiment funktioniert nicht und wird nur immer mehr Jugendliche ohne Berufsausbildung übrig lassen und wird unserer Wirtschaft unübersehbaren Dauerschaden zufügen."
Jugendgerecht verpackt präsentiert sich auch die FDP. Zwar hat sie unter den Jungwählern eine solide Basis. Trotzdem hält sie ihr Wahlfangnetz in die jugendliche Wanderungswelle, um politisches Treibgut einzuziehen. Dabei nutzt die kleine FDP den Streit um Ausbildungsmodelle zur Festigung ihres Profils im Schatten der großen Parteien.
Hans-Dietrich Genscher:
"Wir nehmen den Handschuh auf. Fangen wir doch dann gleich damit an, daß der Bund endlich die Kompetenz für die Bildungspolitik übertragen bekommt. Das ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, deshalb gehört diese Zuständigkeit zum Bund. Hier können CDU und SPD zeigen, ob sie bereit sind, endlich die Voraussetzungen für die bildungspolitischen Entscheidungen eines modernen Industrie-Staates zu schaffen.
Auf einer Erfolgswoge sieht sich Kanzlerkandidat Helmut Kohlnicht nur weil die politische Jugend zur Union strömt. Kohl war einer der ersten Politiker, die der Jugendarbeitslosigkeit den Kampf ansagten.
Helmut Kohl:
"Wenn von jetzt bis 1985 1,2 Millionen junger Mitbürger aus den Schulen herauskommen, aus jenen geburtsstarken Jahrgängen, und Ausbildungs-und Studienplätze und denn Arbeitsplätze brauchen, dann ist es eine Sache der Solidarität der ganzen Nation.
Aber das ist nicht nur eine finanziell-wirtschaftliche Frage, das ist auch eine geistige Herausforderung an uns alle. Ich sage uns, weil es Zeit ist zuzugeben und zu bekennen, daß wir alle - auch wir in der Union, an einigen Punkten gegen jenen Zeitgeist im Bereich von Pädagogik und Schulpolitik nicht entschlossen genug vorgegangen sind. Es ist Zeit, manchen Quatsch aus der deutschen Bildungs-und Schulpolitik endgültig zu verbannen."
Schulstress, Numerus clausus, Arbeitslosigkeit: darauf suchen die Jungwähler Antworten und Hilfe.
Originalton Jungwähler:
"Ich habe mich für die CDU entschieden, weil gerade das Engagement von Helmut Kohl für die Jugend mir in Zukunft verspricht, daß ich mit Problemen wie Jugendarbeitslosigkeit und Numerus clausus vielleicht besser fertig werde, gerade nach den Enttäuschungen der SPD/FDP-Koalition."
"Diese FDP hat versprochen, diesen Numerus clausus nach der Bundestagswahl in den wesentlichen Bereichen abzuschaffen, und das ist für mich eine existentielle Frage, und deshalb werde ich bei der Wahl FDP wählen."
"Ich wähl" deshalb die Sozialdemokraten am 3. Oktober. weil ich auch der Meinung bin, daß sie im Rahmen der Wirtschaft für mehr Demokratie, für mehr - für noch mehr Mitbestimmung der Arbeitnehmer sorgen werden und deshalb bin ich dafür, die Sozialdemokraten zu unterstützen."
Personen im Film
Biedenkopf, Klaus ; Brandt, Willy ; Edelhagen, Kurt ; Ertl, Josef ; Friderichs, Hans ; Genscher, Hans-Dietrich ; Grass, Günter ; Kohl, Hannelore ; Maihofer, Werner
Orte
Berlin ; BRD ; Hamburg
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Feuerwehr ; Wahlen ; Feuerwehr ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau