Sacherschließung
01. New York /Chicago/ Washington: Rede Bundeskanzler Brandts vor der UNO
Der Vertreter der Philippinen spricht O-Ton auf Englisch: "The Philippines is happy to welcome the two Germanys to enter the United Nations." Hauptgebäude der UNO. Innenaufnahmen. Walter Scheel und Egon Bahr auf der Rolltreppe gefolgt von Willy Brandt. Willy Brandt geht zum Rednerpult, spricht O-Ton:
"Die Genugtuung darüber, dass wir hier freundlich aufgenommen werden, ist gemindert durch die Teilung Europas, die sich auf deutschem Boden besonders hart ausprägt und auch immer wieder - bald drei Jahrzehnte nach Kriegsende - Todesopfer fordert. Freilich: von jenem Teil Europas aus, von dem so viele Spannungen ausgegangen sind, haben wir eine Politik der Verständigung begonnen und entwickelt. Aber ich will dies gleich hinzufügen. Wir sind nicht hierher gekommen, um die Vereinten Nationen als Klagemauer für die deutschen Probleme zu betrachten. Wir sind vielmehr gekommen, um - auf der Grundlage unserer Überzeugungen und im Rahmen unserer Möglichkeiten - weltpolitische Mitverantwortung zu übernehmen."
Kurt Waldheim als Zuhörer. (25 m) Willy Brandt in Chicago. Begrüßt Leute auf der Straße. Bekommt einen Stetson Hut geschenkt. Willy Brandt in Washington. Brandt zusammen mit R. Nixon und H. Kissinger in einem Garten. Nixon winkt bei der Abfahrt von Willy Brandt.
(64 m)
02. München: CSU Parteitag
Franz Josef Strauss kommt mit Gefolge an. An der Wand die Schrift: "Der Mensch. Maß unserer Politik." Strauss begrüßt einige Delegierte, gefolgt von A. Goppel. Strauss gibt Autogramme. Franz Josef Strauss spricht O-Ton:
"Meine sehr verehrten Damen und Herren, die bayerische Politik wird weiß-blau bleiben und nicht rot werden. Sie können glauben, dass wir den Mut zur Politik haben, den Mut zur politischen Entscheidung, dass wir fragen nicht: Was kommt an draußen, sondern worauf kommt es in der Sache an. Dass wir nicht fragen, was gefällt, sondern, dass wir fragen: was ist richtig in dieser Zeit, dass wir in der Innen- und Außenpolitik der gefährlichen Zukunftsvision eines neutralisierten, von einer sowjetischen Großmacht hegemonial kontrollierten Europas eine ganz klare Konzeption der westeuropäischen Union in Versöhnung und Zusammenarbeit mit dem Osten, aber auf eigenen Beinen stehend, gegenüberstellen. Ob wir eine sozialistische Gesellschaft des Kollektivs oder ob wir eine Gemeinschaft der freien Bürger werden und in Zukunft bleiben, das ist die entscheidende Frage, - um diese grundsätzlichen Alternativen herum hat sich jede unserer politischen Entscheidungen zu orientieren." Frau Strauss kurz. Franz Josef Strauss gestikuliert mit Händen, wenn er spricht.
(52 m)
03. BRD: Archivserie
Toller Straßenverkehr 1953. Die Abenteuer des Florian Beyer aus NDW 194. Herr Beyer verabschiedet sich an der Haustür von Frau und Tochter und überreicht ihnen Testament, bevor er sich als Fußgänger in den Verkehr begibt. Hinter Litfaßsäule taucht er in Ritterrüstung auf, und schließt das Visier des Helmes, bevor er die Straße überquert. Dichter Autoverkehr. Herr Beyer versucht am Hauptbahnhof Straße zu überqueren und springt auf Fußgängerweg hin und her. Kühler von Wagen, groß. Herr Beyer rettet sich auf Verkehrsinsel zu Verkehrspolizist und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Mann springt auf fahrende Straßenbahn und fällt zwischen Triebwagen und Anhänger. Kühler von Dreiradwagen. Wagen umgekippt neben Straßenbahnlinie 18 Alsterring. Radfahrer stürzt und fällt unter Auto. Verunglückter liegt hinter LKW Reifen. Blick aus Frontscheibe von Auto auf Fußgänger vor dem Auto vor Überfahren. Auto stürzt Abhang hinunter. Unfallwagen. Polizist hebt Hand hoch zum Stopp. Halt-Schild.
(57 m)
04. Wedel: Geher Wettbewerb
Diverse Studien in Schleswig-Holsteinischer Landschaft von Gehern in verschiedenem Alter. ZL Aufnahmen. Geher mit Stummfilmeffekt.
(53 m)
Herkunft / Inhaltsart
Rede Bundeskanzler Brandt vor der UNO
Kamera: Luppa
Brandt in den USA
Kamera: Luppa
CSU-Parteitag in München
Kamera: Rau
Archivserie:
Die Abenteuer des Florian Beyer (Titel 7,6 m)
Geher-Wettbewerb in Wedel
Kamera: Rühe
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Uno: Programm des neuen Mutes
'The Philippines is happy to welcome the two Germanys to enter the United Nations.'
'Die Philippinen sind glücklich darüber, dass sie die beiden Deutschland als neue Mitglieder der Vereinten Nationen begrüssen dürfen. Der Beitritt der beiden deutschen Staaten' - so gab der Vertreter der Philippinen die Meinung der UN-Vollversammlung wieder, - 'wird den Frieden nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt sicherer machen.'
Zweimal deutsche Fahnen vor dem Sitz der Vereinten Nationen beendeten die 28 jährige Abwesenheit der Deutschen im Völkerrat. Ihr Beitritt besiegelte eine schon abgeschlossene Entwicklung: das ideologische Instrument, das sich die Welt-kriegssieger 1945 gegen die Besiegten schufen, ist längst ein Weltforum der Völker. Jahrzehnte hielten sich die beiden deutschen Staaten gegenseitig von der UNO fern. Erst der innerdeutsche Grundvertrag machte den Weg in die Vereinten Nationen frei. Dass die getrennten Deutschen dort vereint marschieren, erwartet niemand.
Bundeskanzler Brandt:
'Die Genugtuung darüber, dass wir hier freundlich aufgenommen werden, ist gemindert durch die Teilung Europas, die sich auf deutschem Boden besonders hart ausprägt und auch immer wieder - bald drei Jahrzehnte nach Kriegsende - Todesopfer fordert.
Freilich: von jenem Teil Europas aus, von dem so viele Spannungen ausgegangen sind, haben wir eine Politik der Verständigung begonnen und entwickelt. Aber ich will dies gleich hinzufügen. Wir sind nicht hierher gekommen, um die Vereinten Nationen als Klagemauer für die deutschen Probleme zu betrachten. Wir sind vielmehr gekommen, um - auf der Grundlage unserer Uberzeugungen und im Rahmen unserer Möglichkeiten - weltpolitische Mitverantwortung zu übernehmen, '
Urlaub von der Weltpolitik nahm Willy Brandt anschliessend in Chikago - der Zwischenstation auf dem Wege zu einer Kurzvisite in Washington. Vor 2000 Führungskräften der Stadt warb er für ein Europa, das als entstehende politische Einheit Anspruch auf die Anerkennung der Vereinigten Staaten habe.
Dort, wo Amerika am amerikanischsten ist, blieb auch der Kanzler nicht ungeschoren.
In Washington traf Brandt einen Präsidenten, der wirtschaftliche Zugeständnisse von der Europäischen Gemeinschaft erwartet, bevor er seine für Oktober angekündigte Europa-Reise antritt. Vielleicht - so hiess es inoffiziell - wird der Präsident aus diesem Grund erst im nächsten Jahr nach Westeuropa kommen.
Dabei-Politik: Bayern bleibt Weiss-Blau
Die CSU rüstete sich derweil für die bayerische Landtagswahl im nächsten Jahr. Franz Josef Strauss, in seinem politischen Stammland unangefochten wie kein zweiter Bundespolitiker hatte zu Beginn des Parteitages die Losung ausgegeben: 'Keinen Ruck nach links, keinen Ruck nach rechts!' Die Delegierten hielten sich daran. Zwar standen diesmal gesellschaftspolitische Themen im Vordergrund, doch in den Debatten befolgten die Delegierten den politischen Rat ihres Vorsitzenden, das zu bleiben, was sie immer gewesen seien. Strauss nutzte schon seine erste Rede zu einer Kampfansage an die SPD in Bonn und Bayern:
'Meine sehr verehrten Damen und Herren, die bayerische Politik wird weiss-blau bleiben und nicht rot werden.
Sie können glauben, dass wir den Mut zur Politik haben, den Mut zur politischen Entscheidung, dass wir fragen nicht: Was kommt an draussen, sondern worauf kommt es in der Sache an. Dass wir nicht fragen, was gefällt, sondern dass wir fragen: was ist richtig in dieser Zeit, dass wir in der Innen- und Aussenpolitik der gefährlichen Zukunftsvision eines neutralisierten, von einer sowjetischen Gro smacht hegemonial kontrollierten Europas eine ganz klare Konzeption der westeuropäischen Union in Versöhnung und Zusammenarbeit mit dem Osten, aber auf eigenen Beinen stehend, gegenüberstellen.
Ob wir eine sozialistische Gesellschaft des Kollektivs oder ob wir eine Gemeinschaft der freien Bürger werden und in Zukunft bleiben, das ist die entscheidende Frage, - um diese grundsätzlichen Alternativen herum hat sich jede unserer politischen Entscheidungen zu orientieren.'
Dabei-Serie: Das Neueste Von Gestern Diesmal: Toller Strassenverkehr 1953
Dies ist Herr Beyer, Florian Beyer. Vor dem Weg ins Büro nimmt Herr Beyer herzzerreissenden Abschied von Weib und Kind und hinterlässt sein Testament - auf alle Fälle! Ein Selbstmordkandidat? Beinahe! Herr Beyer ist Fussgänger - und Fussgänger sind die wahren Abenteurer, die Kreuzritter unseres motorisierten Zeitalters. Niemand weiss, ob sie zurückkehren. Ihre Aussichten auf den Heldentod sind denkbar günstig. An jeder besseren Strassenecke tobt heute eine kleine Völkerschlacht. Und wer nicht Tod noch Teufel fürchtet, ist herzlich eingeladen. Auch Florian Beyer. Wer überlebt, ist selber Schuld. Bunt und vielfältig sind die Möglichkeiten des Überfahren-werdens. Personenwagen - Lastwagen - Luxuswagen - für jeden etwas! Herr Beyer fand im letzten Augenblick eine rettende Insel. Mancher findet sie nicht mehr. Die Verkehrspolizei meldet: Erschreckende Zunahme der schweren Unfälle - nicht nur der Fussgänger - Jedermann ist in Gefahr. Der Tod lauert überall!: Die Zahl der Kraftwagen steigt täglich - auch die Zahl der zerstörten Kraftwagen. Darum gebietet endlich dem Verkehrstod: Halt!!!
Dabei-Sport: Geher-Nostalgie
Senioren-Geher aus 11 Ländern. Ihr Welttreffen, das erste, führte sie nach Wedel in Schleswig-Holstein.
Wer sich nicht verlief zwischen Föhren und Fichten wurde gefeiert - ganz gleich, welchen Platz er belegte. Denn Gehen - so klang es aus Wedel in alle Welt - ist jetzt zum Volkssport geworden.
Personen im Film
Bahr, Egon ; Brandt, Willy ; Goppel, Alfons ; Kissinger, Henry ; Nixon, Richard ; Scheel, Walter ; Waldheim, Kurt
Orte
München ; BRD ; New York ; Chikago ; Washington ; Wedel
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Rückblicke ; Staatliche Besuche (außen) ; UNO ; Landschaften ; Autogramme ; Gehen ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
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