Sacherschließung
01. Ostberlin: X. Weltjugendfestspiele in Ostberlin
Dr. Haese O-Ton interviewt FDJ Jugendliche auf der Straße und auf Alexanderplatz. Interviews auch mit Festspielteilnehmern aus der BRD. Männer mit T-Shirts. "Mit welchen Erwartungen sind Sie hier zu den Weltjugendfestspielen nach Berlin gekommen?" - "Nun, wir wollen Verbindungen aufnehmen mit ausländischen jungen Freunden." - "Haben Sie auch vor, mit der bundesrepublikanischen Delegation Kontakte aufzunehmen?" - "Nun, wenn Sie das wünschen, werden wir uns mit ihnen unterhalten." - "Welche Themen würden Sie z.B. am liebsten mit der bundesrepublikanischen Delegation diskutieren wollen?" - "Nun, eventuell europäische Sicherheitskonferenz oder Grundlagenvertrag BRD/DDR." - "Hätten Sie den Themen, die Sie gern mit bundesdeutschen Delegierten diskutieren würden?" - "Zum Beispiel über die Arbeit, wie die Jugendlichen in der BRD Arbeit bekommen und also, wie sie überhaupt arbeiten." - "Und welche Themen würden Sie bevorzugen, wenn Sie mit Teilnehmern aus der Bundesrepublik sprechen wollen?" - "Na ja, Musik." - "Welche Musik denn?" - "Beat." Auf die Hemden gedruckt "Junge Union". Moderne Häuser. Ein Vertreter der Jungen Union O-Ton nennt die Erwartungen ihres Besuches:
"Wir sind illusionslos rübergefahren, wir wollen mit den Jugendlichen, mit der FDJ, mit den Gästen hier mit der Bevölkerung diskutieren." - Wir argumentieren mit unserem 17 Punkte Katalog, den wir hier im Flugblatt verfasst haben." - "Wir treten ein für die Freizügigkeit gegen den Imperialismus, auch wenn er von der Sowjetunion ausgeht, wie in der CSSR 1968, und diese Themen sprechen wir dann schonungslos hier an."
Meinung der Delegierten des Spartakus: "Wir wollen diskutieren über den Kampf der Studenten und der Jugend für ihre sozialen und politischen Rechte, über die Bewegung der Studenten, über die Bewegung der Arbeiterjugend, über die anti-imperialistische Solidaritätsbewegung in der Bundesrepublik für Vietnam, für den Nahen Osten."
Die Eröffnungsfeier in "Stadion der Weltjugend". Fahnen, Transparente und Bilder z.B. Honecker, Breschnew. Auf der Zuschauertribüne Honecker, Stoph. Beide Hände klatschend. In der Eröffnungszug Jugendliche aus verschiedenen Nationen. Arafat kurz auf der Zuschauertribüne. Dr. Haese (DW) interviewt den Vorsitzenden der Jungsozialisten Wolfgang Roth O-Ton beide halbtotal und nah: "Wir haben gestern den Beginn erlebt, die Eröffnungsveranstaltung. Für mich der entscheidende Eindruck am ersten Tag, dass die Weite dieser Welt, die unterschiedlichen Interessen der Völker, etwas, was in der Bundesrepublik, die ja in bezug auf Dritte Welt, Afrika, Asien, Lateinamerika, doch noch sehr provinziell ist, einen Grad, wenn man in der Politik steht, besonders auffällt, und ich glaube, dass auch von daher Rückwirkungen auf unser politisches Verhalten von diesem Festival ausgeht. Wir werden auch in den nächsten Tagen auf allen offiziellen Veranstaltungen und darüber hinaus in Gesprächen am Rande in Freundschaftstreffen unsere Ansichten vertreten. Ich glaube überhaupt, dass man feststellen kann, dass bei diesen Festspielen zum ersten Mal, soweit ich die Festival-Geschichte kenne, Vereinbarungen über das Auftreten der ausländischen Gäste, die andere ideologische Voraussetzungen und Ansichten mitbringen, auch einhält und derartige Verabredungen trifft."
(126 m)
02. Berlin: Bildhauer Bernhard Heiliger
Brandenburger Tor, kurz. Fußgänger. B. Heiliger geht auf der Straße. Aufnahmen in seiner Werkstatt. Bernhard Heiliger zeichnet, halbtotal, nah. Er spricht O-Ton über seine Arbeit:
"Ich zeichne sehr viel, weil mich einfach die Zeichnung als Zeichnung interessiert. Die Diagonale spielt bei mir eine Hauptrolle, ich glaube in erster Linie, weil sie Dynamik gibt. Als Begleitung einen Stab oder Draht um die Form herumlaufen zu lassen, steigert die Form und gibt gleichzeitig Nervenpunkte, die das Ganze noch mal verdeutlichen. Im Grunde bin ich jemand, der jedes Stück in einem Metall gegossen haben möchte. Die Bronze macht alles mit, was ich will. Ich kann ganz zart und filigran und durchsichtig werden, ich kann ganz stabil und schwer werden in meiner Form. Eine Skulptur hat tausend Ansichten. Es gibt keine Hauptseite, keine Nebenseite. Man muss um sie herumgehen, um sie wirklich klar zu verstehen, sich auch Zeit nehmen, sie muss allerdings immer, finde ich, auf den Menschen hin zugeschnitten sein. Das heißt, auf seine Größe, seinen Augenpunkt angelegt sein. Mann kann sich eben in der Kunst nie etwas Besonderes vornehmen. Mann kann nur versuchen, das zu machen, was in einem Form werden will, und wenn man das macht, was in einem will, dann ist es richtig und dann ist es echt. Dann entspricht es nicht nur ihm sondern auch der Zeit, in der er lebt." Zeichnungen, nah, Skulpturen aus Bronze nah. Bernhard Heiliger arbeitet an einer großen Skulptur. Skulpturen groß, nah. Eine Bernhard Heiliger - Skulptur in einem Park.
(85 m)
03. Passader See: 16. Deutsche Wasserskimeisterschaften am Passader See
Eine Gruppe von Wasserskiläufern demonstriert ihr Können. Henriette Rosendahl wird Siegerin bei den Damen. Bei den Herren gewinnt Karl Heinz Benzinger. Jugend Europameisterin Siegrid Schneider. Ski-Springen. Diverse Sprünge. ZL Aufnahmen. Auch Stürze ins Wasser. Der Gewinner Hagen Klie. Zuschauer am Ufer.
(63 m)
Herkunft / Inhaltsart
X. Weltjugendfestspiele in Ost-Berlin
Kamera: Rühe
Herkunft: DEFA, Sonderd.
Bernhard Heiliger
Deutsche Wasserski-Meisterschaften auf dem Passader-See
Kamera: Seib, Tietge, Bennacef
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Politik: X. Weltjugendfestspiele
'Mit welchen Erwartungen sind Sie hier zu den Weltjugendfestspielen nach Berlin gekommen?'
'Nun, wir wollen Verbindungen aufnehmen mit ausländischen jungen Freunden.'
'Haben Sie auch vor, mit der bundesrepublikanischen Delegation Kontakte aufzunehmen?'
'Nun, wenn sie das wünschen, werden wir uns mit ihnen unterhalten.'
'Welche Themen würden Sie z.B. am liebsten mit der bundesrepublikanischen Delegation diskutieren wollen?'
'Nun, eventuell europäische Sicherheitskonferenz oder Grundlagenvertrag BRD/DDR.'
Hätten Sie denn Themen, die Sie gern mit bundesdeutschen Delegierten diskutieren würden?'
'Zum Beispiel über die Arbeit, wie die Jugendlichen in der BRD Arbeit bekommen und also, wie sie überhaupt arbeiten.'
'Und welche Themen würden Sie bevorzugen, wenn Sie mit Teilnehmern aus der Bundesrepublik sprechen wollen?'
'Naja, Musik.'
'Welche Musik denn?'
'Beat'.
Diskutierfreudig, weltoffen, interessiert und informiert, aber auch geschult in zielsicherer Agitation, so wollte sich die DDR und ihre Jugend auf den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten ihren Gästen präsentieren. Aus 134 Ländern waren über 25.000 Delegierte nach Ost-Berlin gereist. 800 Teilnehmer kamen aus der Bundesrepublik, zusammengeschlossen in 43 Organisationen der verschiedensten politischen Richtungen. Delegierte der Jungen Union und des Spartakus nannten uns Absichten und Erwartungen ihres Besuches:
'Wir sind illusionslos rübergefahren, wir wollen mit den Jugendlichen, mit der FDJ, mit den Gästen hier mit der Bevölkerung diskutieren.'
'Wir argumentieren mit unserem 17 Punkte Katalog, den wir hier im Flugblatt verfasst haben.'
'Wir treten ein für die Freizügigkeit gegen den Imperialismus, auch wenn er von der Sowjetunion ausgeht, wie in der CSSR 1968, und diese Themen sprechen wir dann schonungslos hier an.'
'Wir wollen diskutieren über den Kampf der Studenten und der Jugend für ihre sozialen und politischen Rechte, über die Bewegung der Studenten, über die Bewegung der Arbeiterjugend, über die anti-imperialistische Solidaritätsbewegung in der Bundesrepublik für Vietnam, für den Nahen Osten.'
'Mit offenen Armen und offenen Herzen' wollte die DDR ihre Gäste auf dem 'Festival der Lebensfreude' empfangen, so hatte es SED-Chef Honecker versprochen. Auf einem Festival, 'das Sprungbrett für die Aktionen der Jugend gegen jene sei, die sich in aller Welt an den Rechten der Jugend vergreifen." Im 'Stadion der Weltjugend', das bis vor kurzem noch Walter-Ulbricht-Stadion genannt wurde, vollzog sich der erste Akt des neuntägigen Polit-Schauspiels: 6 Stunden dauerte das Eröffnungszeremoniell, das sich deutlich am olympischen Eröffnungsritus orientiert.
Die Programmatik der Weltjugendfestspiele beschreibt die DDR selbst so. 'Die Weltfestspiele bezeugen den Kampf der Weltjugend für Frieden, Abrüstung, Demokratie, nationale Unabhängigkeit und Fortschritt gegen Imperialismus, Faschismus uns Rassismus ... sie bringen diesen Kampf der Jugend in gewaltigen politischen Manifestationen und in einer Fülle kulturell-künstlerischer Veranstaltungen zum Ausdruck.'
Für den Westen hat sich der Charakter der Spiele als 'gefährlichste Manifestation sowjetischer Massenbeeinflussung' noch immer nicht ganz geändert.
Nach seinen ersten Eindrücken fragten wir den Vorsitzenden der Jungsozialisten, Wolfgang Roth:
'Wir haben gestern den Beginn erlebt, die Eröffnungsveranstaltung. Für mich der entscheidende Eindruck am ersten Tag, dass die Weite dieser Welt, die unterschiedlichen Interessen der Völker, etwas, was in der Bundesrepublik, die ja in bezug auf Dritte, Welt, Afrika, Asien, Latein-Amerika, doch noch sehr provinziell ist, einem grad, wenn man in der Politik steht, besonders auffällt, und ich glaube, dass auch von daher Rückwirkungen auf unser politisches Verhalten von diesem Festival ausgeht. Wir werden auch in den nächsten Tagen auf allen offiziellen Veranstaltungen und darüberhinaus in Gesprächen am Rande in Freundschaftstreffen unsere Ansichten vertreten. Ich glaube überhaupt, dass man feststellen kann, dass bei diesen Festspielen zum ersten Mal, soweit ich die Festival-Geschichte kenne, Vereinbarungen über das Auftreten der ausländischen Gäste, die andere ideologische Voraussetzungen und Ansichten mitbringen, auch einhält und derartige Verabredungen trifft.'
Dabei-Kunst: Bernhard Heiliger
Westberlin geniesst derweil im Windschatten der Polit-Spiele in Ostberlin in seine politische Ruhe, die durch das Viermächteabkommen sicherer geworden ist. Geistig und kulturell hat die Halbstadt nichts von ihrer Beweglichkeit und Experimentierfreude eingebüsst. Berlins geistiges Klima zieht seit jeher schöpferische Menschen an. Schriftsteller, Maler, Musiker sind hier zuhause - und Bildhauer. Zu ihnen gehört: Bernhard Heiliger - der vielleicht bedeutendste deutsche Bildhauer der Gegenwart. Seine Skulpturen stehen in Paris, Brüssel, New York - und natürlich in Berlin. Wir besuchten ihn in seiner Werkstatt, und er sprach über seine Arbeit.
'Ich zeichne sehr viel, weil mich einfach die Zeichnung als Zeichnung interessiert. Die Diagonale spielt bei mir eine Hauptrolle, ich glaube in erster Linie, weil sie Dynamik gibt. Als Begleitung einen Stab oder einen Draht um die Form herumlaufen zu lassen, steigert die Form und gibt gleichzeitig Nervenpunkte, die das Ganze noch mal verdeutlichen.
Im Grunde bin ich jemand, der jedes Stück in einem Metall gegossen haben möchte. Die Bronze macht alles mit, was ich will. Ich kann ganz zart und filigran und durchsichtig werden, ich kann ganz stabil und schwer werden in meiner Form.
Eine Skulptur hat tausend Ansichten. Es gibt keine Hauptseite, keine Nebenseite. Man muss um sie herumgehen, um sie wirklich klar zu verstehen - sich auch Zeit nehmen - sie muss allerdings immer, finde ich, auf den Menschen hin zugeschnitten sein. Das heisst, auf seine Grösse, seinen Augenpunkt angelegt sein.
Man kann sich eben in der Kunst nie etwas Besonderes vornehmen. Man kann nur versuchen, das zu machen, was in einem Form werden will, und wenn man das macht, was in einem will, dann ist es richtig und dann ist es echt. Dann entspricht es nicht nur ihm sondern auch der Zeit, in der er lebt.'
Dabei-Sport: Schwung auf dem See
Auf dem Passader-See in Schleswig-Holstein, einer der schönsten wasserskistrecken Europas, demonstrierten sie in Wettkampfpausen wie elegant und vielseitig ihr Sport sein kann. Wasserski-Perfektionisten bei den 16. Deutschen Wasserski-Meisterschaften. In 3 Disziplinen werden Meistertitel vergeben: im Figurenlauf, im Slalom und im Springen. Henriette Rosendahl wurde Kombinationssiegerin bei den Damen. Bei den Herren verteidigte Europa- und Vize-Weltmeister Karl-Heinz Benzinger überlegen seinen Titel. Auf dem kiellesen, vorn und hinten nach oben gebogenen Spezial-Ski distanzierte er beim Figurenlauf mit 979 Punkten den zweiten um fast 400 Punkte. Auf dem Slalom-Kurs, 259 Meter lang und 23 Meter breit, auf dem 6 Bojen umfahren werden müssen, war Jungend-Europameisterin Siegrid Schneider Beste.
Die für Zuschauer attraktivste, für Wasser-Skisportler gefährlichste Disziplin ist das Ski-Springen. Ein Sprung gilt als gestanden, wenn der Springer noch 100 Meter nach der Schanze hinter dem Boot läuft, und sei es nur auf einem Ski, wenn er den zweiten verloren hat. Bei der Zuggeschwindigkeit von etwa 60 Kilometern in der Stunde ist das Wasser beim Aufsetzen hart wie Beton.
Hagen Klie, der Vorjahrsmeister, gewann auch in Passade. Bei 43.65 Metern lag sein weitester Sprung. Wer nach ihm sprang, versuchte vergeblich, Haltung zu bewahren.
Personen im Film
Benzinger, Karl Heinz ; Arafat, J. ; Breschnjew, Leonid ; Haese, Jürgen ; Heiliger, Bernhard ; Honecker, Erich ; Roth, Wolfgang ; Stoph, Willi ; Klie, Hagen ; Rosendahl, Henriette ; Schneider, Siegrid
Orte
Ost-Berlin ; Berlin ; Passader-See ; Passader See
Themen
Sachindex Wochenschauen ; DDR ; Erziehung, Jugend ; Fahnen ; Festspiele ; Plakate, Schriften, Transparente ; Porträts ; Wellenreiten ; Kunst ; Wasserski ; Surfing ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
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