Sacherschließung
01. Berliner Festwochen
Dabei Sonderbericht - Berliner Festwochen 69, Bild: Fahraufnahme Hochhäuser. Fahraufnahme an Hochhäusern vorbei. Junges Mädchen gehend. Plakat Nationaloper Belgrad. Gehendes junges Mädchen. Plakat. Sveriges Symfoniorkester. Leute und Serviererin in Café. Fahraufnahme Hochhäuser. Fritz Kortner liest aus seinen Erinnerungen, O-Ton: "Damals war der Kurfürstendamm noch im Werden, von der Elektrischen emsig befahren, von 2-deckigen Autobussen durchrattert und von einem Automobilverkehr durchtobt, der mir Wiener aus Mannheim kommend New-Yorkerisch erschien. Eine Crescendo-Stadt. Schön war sie nicht auf den ersten Blick." Filmausschnitt: Altes Berlin mit altmodischen Autos auf dem Kurfürstendamm, Pferdebahn. Pferdedroschke, Leute. Expressionsistisches Theater "Aufbruch 19". Herbert von Karajan gibt Autogramme. Sellners Uraufführung von Blachers "200.000 Taler" in der Deutschen Oper. Besucher in der Oper. Szenenausschnitt O-Ton: "Wenn während des 2. Weltkrieges der Hitler auf dem Plakat mit seinem drohend-vorgereckten Zeigefinger den Betrachter aufspießend mahnend feierlich fragte - und was tust du für dein Land? - ein Berliner als Antwort kritzelte "Ick zittere"." Aufführung des Bread-and-Puppet-Theater in Hinterhof. Musikkapelle. Männer kriechen auf Bauch auf dem Boden, getreten von oben. Nacht-Fahraufnahme des Kurfürstendamms.
02. Bonn: Regierungsbildung
Dabei Aktuell - Notizen zur Zeit, Bild: Brandt, halbnah, bei Diskussion. Koalitionsverhandlung SPD-FDP. Brandt; halbnah, neben Schmidt. Scheel, Schiller, Alex Möller, halbnah. Schmidt, Brandt, halbnah bei Heinemann mit Scheel, halbnah. Genscher.
03. 20 Jahre DDR
Schwenk über den Fernsehturm. Ulbricht mit Blumen bei Einweihung des Fernsehturms. Die Weltenuhr. Ankunft von Delegationen auf dem Flugplatz. Bruderkuss mit Stoph. Ulbricht geht neben Gomulka. Junge Pioniere bringen Blumen. Breschnjew erhält Blumen. Leute klatschen und winken am Straßenrand. Fahrt durch die Stadt, von oben. Festversammlung in der Seelenbinder-Halle. Auf der Tribüne Ulbricht klatschend neben Breschnjew. Am Rednerpult Ulbricht, Breschnjew, Gomulka, groß. Leute stehen auf und klatschen.
04. Düsseldorf: Kinocenter
3 Filmtheater in einem Haus. Das Foyer. Publikum im Foyer bei Premiere. Der leere Kinosaal. Vorhang öffnet sich. Theaterbesitzer Goldermann spricht bei der Eröffnung O-Ton: "Das Filmtheater von heute muss sich umstellen und sich den neuen Strukturen anpassen, um breiten Publikumsschichten Gelegenheit zu geben, sich aus einem Fächer mehrerer Filmprogramme das richtige auszuwählen"
05. Goldenen Leinwand für "Dschungelbuch"
Disneyfiguren Bär und Affe bei Verleihung der "Goldenen Leinwand". Die "Goldene Leinwand", groß.
06. China: Grenzstreitigkeiten zwischen China und der UdSSR
Großaufnahmen von rufenden Chinesen. Hochgereckte Fäuste. Massenumzug. Dabei in China - Nieder mit den neuen Zaren, Bild: Landkarte. Chinesische Fischer werfen ihre Netze aus. Russisches Patrouillenboot fährt vor und vertreibt die Fischerboote mit Wasserwerfern. Tätliche Auseinandersetzung. Russische Grenzposten im Kampf mit Chinesen an Land. Russischer Panzer fährt im Schnee. Chinesen wehren sich mit Stöcken. Verwundeter Chinese liegt am Boden. Chinesen mit erhobenen Fäusten.
Herkunft / Inhaltsart
Dabei Sonderbericht Berliner festwochen
Berliner Festwochen
Dabei aktuell Notizen zur Zeit
Regierungsbildung Bonn
Kamera: Luppa
20 Jahre DDR
Herkunft: DEFA
Goldene Leinwand f. "Dschungelbuch " und Kinozentrum Düsseldorf
Kamera: Rühe
Dabei in China nieder mit den neuen Zaren
Grenzzwischenfälle China/UdSSR
Herkunft: China
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Sonderbericht Berliner Festwochen '69
Berlin war wieder einmal ausgebucht. Ein internationales Publikum suchte die Begegnung mit international anerkannten Künstlern.
Im Kempi oder bei Kranzler diskutierte man Erfolg und Mißerfolg von Premieren oder auch nur die kleinen pikanten Geschichten, die auf keinem Festival fehlen. Ein Höhepunkt der Festwochen: Fritz Kortners Erinnerungen:
"Damals war der Kurfürstendamm noch im Werden, von der Elektrischen emsig befahren, von 2-deckigen Autobussen durchrattert und von einem Automobilverkehr durchtobt, der mir Wiener aus Mannheim kommend New-Yorkerisch erschien. Eine Crescendo-Stadt. Schön war sie nicht auf den ersten Blick."
In jenen Tagen, als Kortner erste Eindrücke in Berlin sammelte, wurde das expressionistische Theater geboren. Unter dem Stichwort "Aufbruch 19" präsentierte die Tribüne eine szenische Dokumentation. Dieses kleine Theater am Ernst-Reuter-Platz hatte vor 50 Jahren dem jungen Kortner und dem Expressionismus eine Chance gegeben - bis ihn die Nationalsozialisten unterdrückten.
"Wenn während des 2. Weltkriegs der Hitler auf dem Plakat mit seinem drohend-vorgereckten Zeigefinger den Betrachter aufspießend mahnend feierlich fragte 'und was tust du für dein Land?', ein Berliner als Antwort kritzelte 'Ick zittere'."
Für die musikalisch interessierten Festwochen-Besucher waren die Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan der Glanzpunkt dieser Tage - für Fans und Kritiker gleichermaßen ein großes Ereignis. Sellners Uraufführung von Blachers "200.000 Taler" dagegen trieb viele Neugierige in die Deutsche Oper: Kann die Geschichte vom armen Schneider, der glaubt, das große Los gewonnen zu haben, zu einem zeitgemäßen Opernerlebnis führen?
Abseits von Tüll, Sekt und Nerz: das Bread-and-Puppet-Theater aus New York. Ort ihres Gastspiels: ein Hinterhof im Berliner Wedding.
Theater in seiner Urform: drastisch und verständlich für jeden, ein Straßentheater, politisch engagiert gegen den Krieg und für eine gerechtere Gesellschaft. Zweifellos der eigenwilligste Beitrag eines Festwochen-Programms, das die feierliche Zelebration des Konventionellen ersetzte durch die sachliche Auseinandersetzung mit künstlerischen Ausdrucksmitteln unserer Zeit.
Dabei-aktuell Notizen zur zeit
Eine knappe Woche nur diskutierten Willy Brandt, Walter Scheel und die Mitglieder der Verhandlungsdelegationen von SPD und FDP über die zukünftige Regierungsbildung. Dann stand es fest: nach 20-jähriger CDU-Herrschaft soll die neue Bundesregierung zum erstenmal von einer sozial-liberalen Koalition gebildet werden. Ob es der CDU, die in dem SPD/FDP-Bündnis eine Verfälschung des Wählerwillens sieht, bei der Kanzlerwahl gelingen wird, den SPD/FDP-Pakt zu zerbrechen, scheint zweifelhaft. Die Begegnung der beiden Partei-Vorsitzenden Scheel und Brandt bei Bundespräsident Heinemann werteten Bonner Journalisten als einen der bemerkenswertesten Augenblicke deutscher Nachkriegspolitik.
Der Fernsehturm wurde eingeweiht, eine neue Weltzeituhr in Gang gesetzt, Delegationen von 85 kommunistischen Parteien empfangen. Mit großem Aufwand feierte die DDR ihr 20-jähriges Bestehen. Mit Ausnahme der führenden Politiker aus Rumänien und Jugoslawien trafen sich alle prominenten Vertreter der Ostblock-Staaten in Ostberlin. Die Bevölkerung sparte nicht mit Beifall. "Wir alle sind begeistert, die Zukunft wird gemeistert" - hieß einer der beliebtesten Sprechchöre.
In der Werner-Seelenbinder-Halle pries Walter Ulbricht vor 9.000 verdienten Bürgern der Republik die DDR als einen wahrhaft menschlichen Staat, der dem Volk gehöre und seinen Interessen diene. Sämtliche Redner versicherten der DDR ihre unzerbrechliche Freundschaft und forderten Bonn auf, endlich die Realität DDR anzuerkennen.
Drei Filmtheater in einem Haus, Düsseldorf fand mit dem Kino-Center das nach amerikanischen Vorbildern entworfen wurde, die Antwort auf die Herausforderung des Pantoffelkinos. Western, Krimi oder künstlerischer Film - für Film-Enthusiasten ist der Gang zur Kino-Kasse wieder interessant geworden. Den Premieren-Gästen bewies Hausherr Goldermann mit seinem modernen "Dreifach-Kino", wie man Abwechslung und Bequemlichkeit zugleich bieten kann.
"Das Filmtheater von heute muß sich umstellen und sich den neuen Strukturen anpassen, um breiten Publikumsschichten Gelegenheit zu geben, sich aus einem Fächer mehrerer Filmprogramme das richtige auszuwählen."
3 Millionen wählten das "Dschungelbuch", Rudyard Kiplings Märchen von Mowgli, dem Jungen aus dem Indischen Dschungel und seinen Urwaldfreunden, das von Walt Disney verfilmt wurde. Die "Goldene Leinwand" war sichtbares Zeichen seines Erfolges.
Dabei in China "nieder mit den neuen Zaren"
Die neuen Zaren in Moskau stehen im Mittelpunkt einer beispiellosen Propaganda-Offensive, die die Volksrepublik China anlässlich ihres 20-jährigen Staatsjubiläums gegen die Sowjetunion führt.
Zwischenfälle an den Grenzflüssen Amur und Ussuri, von den Chinesen Heilung und Wusuli genannt, werden von der chinesischen Führung als verbrecherische Provokationen der sowjet-revisionistischen Renegaten-Clique gebrandmarkt und zum Anlass ihrer Kampagne genommen.
Das chinesische Wochenschau- und Dokumentarfilm-Studio sandte uns jetzt diese Bilder von sowjetischen Übergriffen auf chinesische Fischer und Bauern. Jede der beiden Nationen wirft seit Jahren der anderen Seite vor, den Grenzverlauf falsch zu interpretieren. Zu den Waffen griff man zunächst nicht. Mit Wasserwerfern, Latten und Rudern wollten sich die streitenden Parteien ihr Recht erkämpfen.
Das Problem der Grenzziehung im Osten der Sowjetunion ist größer, als es die eher komisch als gefährlich wirkende Auseinandersetzung vermuten läßt. In den sogenannten ungleichen Verträgen von Aigun und Peking mußte China 1858 und 1860 über eine Million Quadratkilometer Land an das zaristische Russland abtreten. Für die verlorenen Gebiete, so drohte Mao-Tse-tung 1964, haben wir noch immer nicht unsere Rechnung präsentiert. Nikita Chruschtschow aber wies noch im gleichen Jahr alle Ansprüche, die sich auf das Alte Testament oder die Knochen unserer Vorfahren gründen, zurück. Seitdem häuften sich die Grenzzwischenfälle.
Aus den Plänkeleien zwischen Grenzsoldaten und Grenzbewohnern entwickelten sich kriegerische Auseinandersetzungen. Bevor die Frühlingssonne das Eis auf dem Ussuri taute, attackieren sowjetische Soldaten die Chinesen mit Panzern. Vier Fischer wurden dabei getötet.
Moskau und Peking mobilisierten ihre Truppen. Etwa 1, 5 Millionen Soldaten standen sich an der 7.000 Kilometer langen chinesisch/ sowjetischen Grenze gegenüber. Ein Krieg zwischen den Roten Supermächten schien nach Ansicht von Asien-Kennern nicht mehr undenkbar.
Inzwischen haben beide Parteien einen Teil ihrer Truppen wieder abgezogen und sich auf Gespräche geeinigt.
Die Propaganda-Kampagne gegen den sozialistischen Imperialismus aber läuft weiter. Denn Peking fühlt sich sicher: In Übereinstimmung mit dem Lehrsatz des großen Vorsitzenden Mao - "wir werden nur angreifen, wenn wir angegriffen werden" - schützen unsere Soldaten die Grenzen des Vaterlandes erfolgreich gegen die Provokationen der sowjetischen Renegaten-Clique.
Personen im Film
Brandt, Willy ; Breschnjew, Leonid ; Genscher, Hans-Dietrich ; Goldermann ; Gomulka, Wladyslaw ; Heinemann, Gustav ; Heinemann, Hilda ; Karajan von, Herbert ; Kortner, Fritz ; Möller, Alex ; Scheel, Walter ; Schiller, Karl ; Schmidt, Helmut ; Stoph, Willi ; Ulbricht, Walter
Orte
Berlin ; Ostberlin ; DDR ; Düsseldorf ; China ; BRD ; Bonn
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bauwerke in Deutschland ; DDR ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Kinder ; Festspiele ; Filmschaffen ; Fischen ; Nacht ; Rückblicke ; Städtebilder: Deutschland ; Todesfälle, Beisetzungen ; Kulturelle Veranstaltungen ; Menschen ; Verkehr: Fußgänger ; Zuhörer ; Flugzeugwesen, Flugwesen ; Berufe ; Autogramme ; Gedenktage, Jubiläen, Geburtstage ; Zuschauer und Publikum ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau