UFA-Wochenschau 561/1967 26.04.1967

01. Jugend forscht (Stern)
Titel: Jugend forscht, Bild: Jungen kommen aus Schule. Jungen kommen aus Gymnasium. 2 Jungen spannen Schirm auf und gehen. Die 2 Jungen bei experimentellen physikalischen Forschungen. Die Sieger des Stern Wettbewerbs "Jugend Forscht" bei Bundesausscheidung in Frankfurt. Henry Nannen zeichnet Bundessieger aus. Mädchen mit botanischer Forschungsarbeit, der Steigerung des Vitamin C-Gehaltes der Gartenkresse. 17-jähriger Sieger im Bereich der Astrophysik. Die beiden Bremer Jungen mit ihrem Triebwerk, das nicht auf chemischem, sondern auf elektrotermischem Wege angetrieben wird. Die Jungen geben Interview über ihre Forschung und Zukunftspläne, O-Ton: "Als wir uns damals überlegten, dieses Triebwerk zu bauen, war auch ein Grund für uns, das dieses Triebwerk an sich noch Gegenstand der Forschung ist und erst in ein paar Jahren im Weltraum tatsächlich verwandt werden wird. Wir haben beide vor, später in die Raumfahrt-Branche einzusteigen. Vorher wollen wir allgemein Mathematik und Physik studieren und uns dann spezialisieren." - "Glauben Sie, dass Sie in Deutschland Aussichten haben, diesen Beruf auszuüben?" - "Ja, also, ich halte die Chance nicht so, für so groß, dass man dort, dass man hier sehr viel machen kann. Denn mit den Geldmitteln ist es ja nicht allzu gut bestellt, und nur mit Idealismus allein kann man auch nicht allzu viel machen heutzutage." Professor Habers spricht über die Möglichkeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses O-Ton: "Bisher wird ja wenig dafür getan, unsere jungen Leuten das Verbleiben in Deutschland zu erleichtern. Die großen Themen winken im Ausland, und wir müssen hier in Deutschland unseren jungen Menschen Gelegenheit geben, durch eine fortschrittliche Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik, dass sie auch hierbleiben können, um ihre schönen und großen Zukunftspläne auch durchführen zu können."

02. Ostberlin: SED-Parteitag
Titel: Notizen zur Zeit, Bild: Fahraufnahme an klatschenden Menschen vorbei. Ulbricht umarmt Gomulka, halbnah. Ulbricht umarmt Breschnjew auf Bahnhof. Kinder mit Fähnchen. Jugendliche tragen Fahnen. Ulbricht begrüßt Gäste auf Parteitag.

03. Bonn: Ankunft Johnson - Johnson bei Lübke und Kiesinger
Flugzeug United States of America rollt auf Flugplatz aus in Scheinwerferlicht. Johnson geht Flugzeugtreppe hinunter. Kiesinger auf Flugplatz. Kiesinger begrüßt Johnson, total. Händedruck Johnson - Kiesinger vor Palais Schaumburg, halbnah. Kiesinger, Johnson, Lübke, de Gaulle, Frau Lübke vor der Villa Hammerschmidt. De Gaulle und Lübke im Gespräch, halbnah. Ben Gurion, halbnah, Kiesinger, halbnah, hinter ihm Lembke. Wilson hinter Wilhelmine Lübke. Lübke legt Hände von Johnson und de Gaulle ineinander.

04. Bonn: Beisetzung Konrad Adenauer
Aufschlüsselung aus ZL 900/ 5 - gleicher Schnitt Titel: Der Abschied, Bild: Adenauer. Sarg wird auf Militärfahrzeug gefahren. Schwenk über Kölner Dom. Menschenmasse vor dem Dom. Menschen gehen am Sarg vorbei. Bundeswehr hält Wache am Sarg. Das Bundeshaus. Flagge weht auf Halbmast. De Gaulle, Lübke, Johnson und Kiesinger bei Ankunft im Plenarsaal, total. Die angehörigen Adenauers. Johnson, Lübke, de Gaulle, sitzend, halbnah. Kiesinger spricht O-Ton, halbnah: "Die Zukunft seines Volkes beruhte ihn in einer engen Verbindung Deutschlands mit der freien, westlichen Welt, in der dauernden Versöhnung mit Frankreich und in der Einigung Europas. Konrad Adenauer hat das gelobte Land nicht mehr erreicht, weder die Wiedervereinigung der Deutschen, noch die Einigung Europas. Er hat sie uns als ein großes Vermächtnis hinterlassen. Mögen wir seiner würdig sein." Carlo Schmid und Wehner unter den Zuhörern, halbnah. Ben Gurion, halbnah. Wilson, gehend, halbnah, beim Gang zur Trauerfeier im Kölner Dom. Gepanzertes Auto Johnsons mit Leibwächtern. Johnson steigt vor Dom aus Auto. Gang durch die Kirche. Ankunft de Gaulle im Dom. Kardinal Frings zelebriert die Totenmesse. Johnson neben Kiesinger betend. Bundeswehroffiziere tragen Orden Adenauers und Kränze. Sarg wird getragen. Fahrt zum Rhein. Im Trauerzug die Angehörigen und Politiker. Schnellboot der Bundeswehr auf dem Rhein. Düsenjäger fliegen Ehrenstaffeln. Salutschüsse am Ufer. Beisetzung in Rhöndorf. Der Sarg wird in die Gruft gesenkt. Angehörige werfen Blumen in die Gruft.

Titelmarke

Jugend forscht

Jugend forscht (STERN)
Kamera: Starke, Brandes

Notizen zur Zeit

SED-Parteitag
Herkunft: DEFA

Johnson Ankunft, Johnson bei Lübke, Johnson bei Kiesinger
Kamera: Rau, Zimpel, Labudda, Luppa

der Abschied

Adenauer-Staatsakt
Kamera: Brandes, Luppa, Wiers, Jürgens, Zimpel, Starke

Anfang und Ende

Jugend Forscht
Sie gehen noch zur Schule und doch sind ihre Namen bereits im Gespräch von prominenten europäischen Wissenschaftlern. Zwei Bremer Gymnasiasten. 16 und 18 Jahre alt, deren Hobby Formeln sind, die in keinem deutschen Schulbuch geschrieben stehen. Mit 12 hörten sie auf zu basteln. Sie analysierten Raumfahrt-Ergebnisse und wagten die ersten Experimente. Heute zählen sie zu den begabtesten jungen Physikern in der Bundesrepublik. In Frankfurt trafen sie andere befähigte deutsche Nachwuchs-Wissenschaftler. Es sind die Sieger des Wettbewerbs "Jugend forscht", der von der Illustrierten "Stern" veranstaltet wurde. Eine unabhängige Jury ermittelte die Besten, bevor Chefredakteur Henri Nannen die vier Bundes. Preisträger beglückwünschen konnte.
Die Gewinner erhalten eine Studienbeihilfe und die Chance, in Amerika den Weltmeistertitel zu erobern. Zum ersten Mal durchbrach ein Mädchen die Phalanx der männlichen Forscher. Sie hatte herausgefunden, wie sich der Vitamin-C-Gehalt der Gartenkresse steigern läßt. Den Preis in Physik gewann ein 17-jähriger Schüler für Untersuchungen im Bereich der Astrophysik.
Das meiste Aufsehen aber erregten die beiden Bremer Gymnasiasten mit einem Triebwerk, das nicht mit chemischen Mitteln, sondern auf elektrotermischem Wege gespeist wird.
"Als wir uns damals überlegten, dieses Triebwerk zu bauen, war auch ein Grund für uns, da dieses Triebwerk an sich noch Gegenstand der Forschung ist und erst in ein paar Jahren im Weltraum tatsächlich verwandt werden wird. Wir haben beide vor, später in die Raumfahrt-Branche einzusteigen. Vorher wollen wir allgemein Mathematik und Physik studieren und uns dann spezialisieren."
"Glauben Sie, daß Sie in Deutschland Aussichten haben, diesen Beruf auszuüben?"
"Ja, also, ich halte die Chance nicht so, für so groß, daß man dort, daß man hier sehr viel machen kann. Denn mit den Geldmitteln ist es ja nicht allzu gut bestellt, und nur mit Idealismus allein kann man auch nicht allzu viel machen heutzutage.
Die Sorge, ob es gelingen werde, den begabten wissenschaftlichen Nachwuchs in der Bundesrepublik zu halten, spricht auch aus den Worten Professor Habers.
"Bisher wird ja wenig dafür getan, unseren jungen Leuten das Verbleiben in Deutschland zu erleichtern. Die großen Themen winken im Ausland, und wir müssen hier in Deutschland unseren jungen Menschen Gelegenheit geben, durch eine fortschrittliche Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik, daß sie auch hierbleiben können, um ihre schönen und großen Zukunftspläne auch durchführen zu können."

Notizen Zur Zeit
"Die Saat des Sozialismus ist aufgegangen", Zitat des 73-jährigen Alt Kommunisten Walter Ulbricht auf dem VII. Parteitag der SED, auf dem seine Person wiederum im Mittelpunkt stand. Einstimmig wiedergewählt und von Gomulka und Breschnew in seinem aggressiven Kurs gegen Bonn bestärkt, enttäuschte Ulbricht alle Hoffnungen, die von der Bundesregierung vorgeschlagenen humanitären Erleichterungen zu akzeptieren. Mit seinem erneuten Anspruch, die DDR als sozialistisches Vaterland anzuerkennen, ist ein weiterer Schritt getan, die deutsche Teilung zu zementieren.
Bonn war für wenige Tage das Forum internationaler Politik. Die führenden Staatschefs der westlichen Welt kamen anlasslich der Beisetzung Konrad Adenauers in die Bundesrepublik. Mit dieser Geste der Ehrerbietung für den ersten deutschen Bundeskanzler ergab sich die Gelegenheit zu politischem Meinungsaustausch. So traf Kurt Georg Kiesinger mehrmals den amerikanischen Präsidenten und auch de Gaulle nutzte die Chance für ein kurzes Gespräch mit Lyndon B. Johnson. In der Villa Hammerschmidt ergriff Bundespräsident Lübke auf seine Art die Initiative, um die beiden Exponenten der westlichen Welt einander etwas näher zu bringen

Der Abschied
In seiner Vaterstadt Köln nahm die Welt von ihm Abschied. Tausende drängten sich vor dem Dom für den einen Augenblick des Verharrens - in Dankbarkeit oder aus Neugier, sich erinnernd an eine Epoche, die er prägte, an eine Ära, die heuteschon seinen Namen trägt: Konrad Adenauer.
Dicht gedrängt ist das Protokoll seines letzten Tages. 10 Uhr Staatsakt im Bundeshaus. Wo Konrad Adenauer 14 Jahre lang seine Richtlinien der Politik vor dem Parlament vertrat, gedenken die führenden Staatsmänner der westlichen Welt seiner Verdienste.
"Die Zukunft seines Volkes beruhte ihm in einer engen Verbindung Deutschlands mit der freien, westlichen Welt, in der dauernden Versöhnung mit Frankreich und in der Einigung Europas. Konrad Adenauer hat das gelobte Land nicht mehr erreicht, weder die Wiedervereinigung der Deutschen, noch die Einigung Europas. Er hat sie uns als ein grosses Vermächtnis hinterlassen. Mögen wir seiner würdig sein!"
Kurz vor 14 Uhr beginnt die Vorfahrt der Gäste zum Pontifikalrequiem im Hohen Dom zu Köln.
Englands Premier Harold Wilson.
Abgeschirmt wie kein anderer Mann des Westens: Lyndon B. Johnson.
Und: Charles de Gaulle, von dem es heisst, er habe zu den wenigen Freunden Konrad Adenauers gehört.
Dann zelebriert der Erzbischof von Köln, Kardinal Frings, die Totenmesse. 400 Millionen Menschen in 19 Ländern nehmen Anteil am Abschied vom ersten deutschen Bundeskanzler.
49 internationale Auszeichnungen, äußere Zeugnisse für sein Ansehen in der Welt, werden auf seinem letzten Weg vorangetragen. Das Militär übernimmt den Katafalk. Die Bundeswehr erweist dem Zivilisten Adenauer, der niemals Soldat gewesen ist, die letzte Ehre.
Bis zum Rheinufer geleiten die Präsidenten, Regierungschefs, Außenminister und Sonderbotschafter den toten Kanzler. Ihr gemeinsamer Gang ist vielleicht das deutlichste Zeichen für sein Werk der Aussöhnung Deutschlands mit der Welt.
Auf einem Schnellboot der Bundesmarine geht die Fahrt rheinaufwärts - vorbei am Bundeshaus, zu seiner letzten Ruhestätte in Rhöndorf.
Seine Aufgabe hat sich in dieser Stunde erfüllt:
"Ich habe den Wunsch", sagte er einmal, "daß später, wenn die Menschen über den Nebel und Staub dieser Zeit hinwegsehen, von mir gesagt werden kann, daß ich meine Pflicht getan habe."

Veröffentlichungsdatum:

26.04.1967

Produktionsjahr:

1967

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Jürgens; Labudda; Luppa; Rau, Kurt; Starke, Rainer; Wiers, Hindericus; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

DEFA

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch