UFA-Wochenschau 269/1961 19.09.1961

01. Bundestagswahl - Wahlnacht im Bundeshaus
Wahl und Wahlkampf: Beine junger Frau beim Verlassen der Wahlkabine, Wahlschein wird in Wahlurne gesteckt. Wechselschnitt zwischen Plakatwänden der SPD mit Brandt-Fotos, der CDU mit Erhard-Fotos, der FDP und Einstecken von Wahlscheinen. Wahllokal außen. Adenauer geht winkend durch Menschenmenge, Wahlscheine, Fotografen. Adenauer, Mende und Ehepaar Lübke bei ihrer Stimmabgabe. Armbanduhr zeigt "6": Wahllokal wird geschlossen, ausschütten und auszählen der Wahlscheine, Reporter-Montage aus Tippen und Telefonieren.
Wanduhr zeigt "1": Wartender Kameramann und wartender Fotograf, zwei "Wachleute" vor der Tür der SPD, Willy Brandt rauchend.
Wanduhr zeigt "2": Schreibender Journalist, voller Aschenbecher, Erich Mende halbtotal und groß mit Blick auf seine Armbanduhr.
Wanduhr zeigt "3": Montage aus tippen und Details eines EDV-Rechners.
Wanduhr zeigt "4": Eugen Gerstenmaier und Erich Mende mit Sektgläsern in der Hand.
Wanduhr zeigt "5": Journalistin zieht unterm Tisch ihre Pumps aus, Zigarette wird in einem vollen Aschenbecher ausgedrückt, das Endergebnis kommt aus dem Rechner, total und groß.
Wanduhr zeigt "6": Fußboden im Journalisten-Zentrum voller Papiere, Konrad Adenauer wird vor dem Palais Schaumburg von seinen Mitarbeitern beglückwünscht und erhält einen Rosenstrauß.
O-Ton Adenauer: "Wir können gegenüber dem riesigen Ansturm, den wir zu überwinden haben, zufrieden sein. Der Ansturm war viel größer, als Sie sich vorstellen können - und wir haben ja gekämpft auch gegen einen Teil des Rundfunks und des Fernsehens."
(10:00:16 - 10:02:37)

02. Flucht im LKW aus Ostberlin
Nächtliche Aufnahmen eines LKW, mit dem einem Ostberliner Ehepaar die Flucht nach Westberlin geglückt war. Ein Kameramann filmt aus einem Westberliner Fenster, Seitenansicht, Reifen, Nummernschild und die zerstörte Frontscheibe des LKW. Abschleppen des Wagens durch Ostberliner in verschiedenen Einstellungen.
(10:02:37 - 10:03:35)

03. US-Rakete mit Roboter
Zwei lange Einstellungen vom Start einer Atlas-Rakete, die in ihrer Mercury-Kapsel einen Roboter ins All trägt.
(10:03:35 - 10:04:02)

04. Wirbelsturm "Carla" in USA
Vom Wirbelsturm aufgepeitschte Wellen schlagen gegen Häuser und Kaimauern, eine Hauswand bricht zusammen, ein Auto fährt durch die Wassermassen, Fahrt an zerstörten Häusern vorbei, Auto unter eingestürztem Haus, Gruppe Kinder sitzt mit Großmutter im Sturm, Kaninchen, Huhn und einsammeln von Kaninchen, Fahrt an Rinderherde vorbei.
(10:04:02 - 10:04:40)

05. Französische Düsenjägerstaffel "Patrouille de France"
Die Staffel auf der Rollbahn, beim Start, Wechselschnitt in der Luft zwischen einem Piloten groß und verschiedenen Figuren der Staffel mit und ohne Kondenzstreifen.
(10:04:40 - 10:05:19)

06. Evakuierung vor dem Taifun in Japan
Schwenk von einem Haus auf viele Polizisten, die Polizisten drängen mit Gewalt Leute zurück - ein großes Durcheinander in vielen Einstellungen! Holztrümmer werden weggetragen, Kinder und weinender Junge, Schwenk auf aufgestelltes Zeltlager
(10:05:19 - 10:05:47)

07. Deichbau in Holland
Schwenk über die Baustelle des Schleusensystems, Arbeiter beim Schweißen und Betonieren, Männer mit Funksprechgeräten, Details, Modell und Totale der Anlage.
(10:05:47 - 10:06:23)

08. Bewässerung in Tunis
Totale und Halbtotale einer Wüstenstadt, Bewohner auf der Straße, Bauern kommen mit geschulterten Hacken und Schaufeln, die Bauern beim Graben der kleinen Kanäle, das erste Wasser läuft in den Graben, Schwenk von kleinem Kanal auf eine Dattelplantage, Dattelernte.
(10:06:23 - 10:06:54)

09. Mißglückter Raketenstart in USA
Explosion einer Rakete beim Start und zwei Einstellungen von dem entstandenen Feuer.
(10:06:54 - 10:07:13)

10. Kunstturn-Länderkampf Deutschland / Japan
Der Deutsche Günter Jakoby wird Einzelsieger am Seitpferd: Total, Hände groß, Übung in Zeitlupe und Abgang wieder normal. Günter Lyhs wird 2. an den Ringen: Hände groß, Übung und Abgang in Zeitlupe. Gesamtsieger wird der Japaner Takashi Mitsukuri: Am Reck Wechselschnitt zwischen Hände groß und der Übung in Zeitlupe.
(10:07:13 - 10:09:24)

Titelmarke 7, 6

Wahl des 4. dt. Bundestages Wahlnacht im Bundeshaus
Kamera: Luppa, Eisemann, Seib, Vlasdeck

Flucht im LKW aus Ost-Bln.

US-Rakete mit Roboter
Herkunft: Metro

Wirbelsturm "Carla" in USA
Herkunft: Metro

Frz. Düsenjägerstaffel "Patrouille de France"
Herkunft: Pathé Journal

Evakuierg. v. d. Taifun, Japan
Herkunft: Asahi News

Deichbau in Holland
Herkunft: Polygoon

Bewässerung in Tunis
Herkunft: Usis Today

Missglückter Raketenstart, USA
Herkunft: Metro

Kunstturnen Deutschland/Japan
Kamera: Grund, Eisemann, Zimpel

Endemarke 3, 1 m

Das Thema der Woche
Die Wahl ist vorüber. Rund 35,5 Millionen Wähler haben mit ihren Stimmzetteln das politische Liebeswerben der Parteien beantwortet. An diesem Tag blickte die Welt nach Deutschland. Wie selten zuvor drängten sich die Schaulustigen und klickten die Verschlüsse der Kameras, als die alte Prominenz ebenso wie die neugebackene politische Attraktion und der neutrale Bundespräsident ihre Stimmen abgaben.
Unser Portrait einer Wahlnacht beginnt, als sich die Türen schließen. - Kaum waren die ersten Ergebnisse der Auszählungen auf den amtlichen Fernschreibern in Bonn registriert, da begannen bereits die ersten Telefondrähte der Auslandskorrespondenten heiß zu laufen.
Die SPD-Zentrale in Bonn. Die Partei-Prominenz läßt sich vor der Presse ungewöhnlich scharf bewachen. Willy Brandt erscheint nur für ein paar Sekunden.
Die Journalisten hämmern ihre ersten Berichte in die Maschinen und berichten über die unverhohlene Freude Erich Mendes angesichts des Stimmenzuwachses seiner Partei.
Von Bonn wandern die Ergebnisse nach Wiesbaden, wo ein Elektronengehirn innerhalb von Sekunden die Sitze errechnet.
Das sich abzeichnende Endergebnis führt im Bundeshaus bereits zum ersten Flirt zweier Heiratslustiger.
Mit letzter Konzentration wird in Wiesbaden das Endergebnis errechnet. Es zeigt den Verlust der absoluten Mehrheit für die CDU.
Zurück bleibt ein Schlachtfeld, und wie immer gut ausgeschlafen - gibt Bundeskanzler Adenauer am darauffolgenden Morgen einen ersten Kommentar.
Thema der Woche sind nach wie vor die Ereignisse in Berlin. Tagtäglich geschehen in dieser Stadt Dinge, die in ihrer Dramatik und Absurdität das ganze Dilemma der Situation schlagartig beleuchten. Unter den Augen der verblüfften Vopo war einem Ostberliner Ehepaar die Flucht in einem Lastwagen gelungen. Durch Anblenden der Fotografen versuchte die Vopo auf ihre einfältige Weise, dieses Fluchtdokument zu verhindern.
Der Lastwagen, der beim Durchbruch durch die Mauer schwerbeschädigt worden war, wurde noch vor Morgengrauen von Zonenbeauftragten zurückgeholt.

Bilder Und Gedanken
Zum Bild unserer Tage gehört der Start einer Raumrakete. Mit mathematischer Präzision erheben sich diese Wunderwerke der Technik, und niemand wundert sich darüber. Hier ist es eine amerikanische Atlas, die in ihrer Mercury-Kapsel einen Roboter ins All trägt. Daß dieser elektronische Schraubenmensch atmen und schwitzen kann, spricht für die scheinbare Allmacht des Menschen.
Doch die Erinnerung an Raketenerfolge verblaßt angesichts der Unaufhaltsamkeit der Naturkatastrophen. Mit 280 Stundenkilometern warf sich der Hurrikan "Carla" gegen die Küsten von Texas und Louisiana, und keine menschliche Technik konnte verhindern, daß diese Häuser wie Kartenhäuser zusammenfielen. 800 km breit ist die Spur der Verwüstung. Ratlos und ohnmächtig stehen die Überlebenden vor der Zerstörung.
Aber fast wie der Katastrophe zum Trotz ziehen uns immer wieder Bilder in ihren Bann, wenn wie hier - von der französischen Staffel "Patrouille de France" - die atemberaubende Fertigkeit des Menschen vorgeführt wird, den Luftraum zu beherrschen.
Die modernen Ingenieure haben es fertiggebracht, daß Piloten mit über 1000 Stundenkilometern in den Himmel jagen. Wer aber könnte es dem Menschen verübeln, wenn er glaubt, daß sich die Erde samt Weltall um ihn dreht!
Machtlos erwarten die Einwohner in Zentral-Japan den Wirbelsturm "Nancy". Mit nicht gerade sanfter Gewalt müssen Polizisten die Bevölkerung der gefährdeten Gebiete evakuieren.
Fast scheint es, als ob diese Menschen nicht daran glauben wollen, daß solche Natur-Ereignisse unaufhaltsam sind. 143 Todesopfer waren ein bitterer Gegenbeweis, und nur dank der fortgeschrittenen Meteorologie überlebten Hunderttausende die Katastrophe in Notquartieren.
Daß der technische Fortschritt Naturgewalten in die Schranken weist, gibt dem bedingungslosen Glauben an ihn keine Rechtfertigung. Bis 1968 soll in Holland ein riesiges Deich- und Schleusensystem am Meeresarm "Harrinvliet" fertiggestellt werden. Mit 'seiner Hilfe werden die winterlichen Eismassen, die Rhein und Maas alljährlich mit sich führen, reguliert.
Aber die vielen Millionen, die hier eingesetzt werden, hätten an anderen Plätzen der Erde längst angewendet werden müssen, um so uralter Plagen wie der Trockenheit Herr zu werden, In Tunesien schultern Bauern ihre mittelalterlichen Geräte, um gegen die Wüste zu Felde zu ziehen. Eine schmale Rinne voll Wasser bedeutet hier alle Schätze dieser Erde. Mit ihm wächst aus toter Erde blühendes Leben.
Kaum vorstellbar, was aus der Wüste jene Millionen Dollars machen könnten, die wie bei diesem neuesten Raketenstart in Cape Canaveral nutzlos verpufft sind.

Die Sportreportage
Der deutsche Kunstturner Günter Jakoby war die große Überraschung des Turnländerkampfes Deutschland/Japan in Dortmund. Am Seitpferd, mit dem die Deutschen gewöhnlich auf Kriegsfuß stehen, erturnte sich der 24-jährige Oppauer mit der ihm eigenen Eleganz und Sicherheit einen Einzelsieg.
Als bester Deutscher im Kampf gegen die weltbeste Turner-Nation erkämpfte sich Günter Lyhs den zweiten Platz. An den Ringen beeindruckte der muskelstarke, durch seine geringe Körpergröße allerdings gehandicapte Westfale mit ausgewogenen und schwierigen Übungen.
Der beste der Söhne Nippons war der Tokioter Student Takashi Mitsukuri. Seinen Sieg hatte er nicht zuletzt dieser Reckübung zu verdanken, die zu den besten der Welt gehört.
Im übrigen war diese Riege keineswegs die beste aus Japan. Das hohe, turnerische Niveau des fernöstlichen Inselreiches kann man daran ermessen, wie sich Mitsukuri mit einem doppelten Salto als Abgang empfahl.

Veröffentlichungsdatum:

19.09.1961

Produktionsjahr:

1961

Kameraführung:

Eisemann; Grund; Luppa; Seib, Gerhard; Vlasdeck, Willy; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Polygon; Pathé Journal; Asahi News; Usis Today; Metro

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch